Predigt     Konfirmation in der Friedenskirche 2015    12.04.2015

(von Pfarrer Rudolf Koller, Hospitalkirche Hof)
 

Liebe Konfirmanden, liebe Paten, Eltern und Angehörige, liebe Gemeinde,

gestern haben wir im Gottesdienst vor allem davon gehört, was beim Übergang von der Kindheit zum Erwachsenwerden schiefläuft. Von Anfang an, sagt die Heilige Schrift, verlieren Adam und Eva, verlieren alle Jungen und Mädchen ihre „Unschuld“. Das Kind will nicht mehr Kind sein und der Erwachsene spielt sich auf wie der liebe Gott. Warum das so ist, warum sich in der Welt der Erwachsenen ein jeder vor dem anderen versteckt und dem anderen etwas vorspielt, warum beide - Adam und Eva - mehr haben wollen, als ihnen eh schon gegeben ist, warum sie mehr sein wollen, als sie sind und dass sie dafür bereit sind, auch und gerade Verbotenes zu tun, dass deshalb Lug und Trug, ja, auch Mord und Totschlag fast zum „Normalfall“ werden, das erklärt die Heilige Schrift nicht. Aber sie hält fest, was die Welt der Erwachsenen als Grundgefühl prägt: Angst!

Angst, vor dem anderen „nackt da zu stehen“,
Angst, vor Gott nicht zu bestehen,
Angst, diesen inneren Unfrieden anzusehen!

Und sie hält fest, dass jeder Mensch, wir alle, da hinein verstrickt sind und keiner, auch nicht einer, sich von selbst daraus befreien kann. Sünde nennt die Bibel diese Macht des Bösen. Und die Geschichte von Adam und Eva hält uns den Spiegel vors Gesicht: dass auf jeden Finger, der auf andere zeigt, immer drei Finger auf uns zurück zeigen. Keine Religion hat wie unser jüdisch-christlicher Glaube eine so illusionslose, realistische Beschreibung unserer irdischen Wirklichkeit und des Menschen.

Aber obwohl das das erste ist, was die Bibel erzählt – es ist doch nicht alles! Von Anfang an erzählt die Bibel auch davon, dass der allmächtige Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, es gut mit seinen Geschöpfen meint, es immer schon gut gemeint hat und immer gut meinen wird: Wie wunderbar diese Schöpfung ist, im Großen wie im Kleinen, wie vielfältig und staunenswert Leben um uns herum ist - am Himmel, im Wasser und zu Lande - das können wir heutzutage dank moderner Medien immer wieder bewundern. Das ist - schlägt man die Heilige Schrift ganz vorne auf - Gottes allererstes Wort! Ein Wort, das ehrfürchtiges Staunen über Gottes Schöpfermacht zum festen Bestandteil allen Gottesglaubens macht. Und jeden Gläubigen verpflichtet, diese wunderbare Schöpfung Gottes auch zu bewahren. Denn Gott braucht Menschen, die handeln wie er, die als sein „Ebenbild“ Leben schützen und bewahren und fördern.

Daran soll dich dein Konfirmationsspruch, Franz, erinnern: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein. Diese Worte sagt Gott zu Abraham im 12. Kapitel des 1. Mose-Buches. Damit beginnen die Geschichts-Erzählungen des Volkes Israel, seine Lebens- und Glaubenserfahrungen. Und in diesen Erzählungen, die einen Zeitraum von 1 ½ Jahrtausenden umspannen, wird deutlich, dass Gott so wenig vom Menschen will, eigentlich nur eines, aber das will er ganz: unser Herz! „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt!“ Das ist, sagt unser Herr Jesus Christus, das größte und vornehmste Gebot. „Glaube“ nennt das die Heilige Schrift und preist solches Gottvertrauen als die Kraft, die alles überwindet: Hass mit Liebe, Beleidigen mit Verzeihen, Streit durch Versöhnung, Irrtum durch Wahrheit, Verzweiflung durch Hoffnung, Kummer durch Freude.

Zu solchem Gottvertrauen will dir dein Konfirmationsspruch, Max, immer wieder Mut machen: Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt!“ Das ist, sagte unser Herr Jesus, das größte und vornehmste Gebot. Freilich, gerade das bleiben Menschen Gott am meisten schuldig. Auch davon erzählt die Heilige Schrift vom Anfang bis zum Ende. Kein Wunder, dass die Macht der Sünde deshalb genau da ansetzt: bei unserem Herzen. Immer wieder erzählt die Bibel, wie Menschen ihr Herz an alles Mögliche hängen: an Reichtum, an Macht, an ihren Besitz und an Ansehen und Ruf, den man bei anderen nach außen hat – und wie sie sich dabei verlieren, wie ihre Seele dabei Schaden nimmt. Und wie sie dabei anderen schaden, sowohl Menschen als auch der Mit- und Umwelt. In dieser „gefallenen“ Welt voll Kummer und Leid, voll Schmerz und Tod muss sich die Liebe zu Gott, das Gottvertrauen, bewähren.

Und damit ihr euch auf eurem Weg nicht heillos verirrt in dieser Welt der Erwachsenen, sondern euren Weg findet, damit ihr in eurem Gottvertrauen treu bleiben könnt und also wachsen könnt im Glauben und in der Liebe - dazu hat Gott euch Engel an die Seite geschickt! Nein, keine Engel mit Flügel! Sondern Menschen, die man meist erst im Nachhinein als Engel erkennt: die Oma, die einem aus der Kinderbibel vorgelesen hat; der Pate, der einem zeigte, wie das geht: von Herzen zu beten; dieser oder jener Mensch, den ihr in eurem Leben noch treffen werdet und der euch zum Engel wird. Und dann ist da noch der „Engel“, in dessen Namen ihr getauft worden seid: Jesus Christus! Er hat euch in der Taufe versprochen, bei euch zu sein alle Tage bis an der Welt Ende - dann, wenn er euch und einen jeden von uns an der Hand nehmen und heimführen wird in unsere himmlische Heimat.

Dass du Vertrauen hast zu diesem „Engel“, zu Jesus Christus, und dass du Augen hast für die Engel in deinem Leben, die Gott dir schon geschickt hat und noch schicken wird, daran will dich dein Konfirmationsspruch, Kassandra, erinnern: Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.

Liebe Gott! Sagt die ganze Heilige Schrift. Diesem Gebot gleichgestellt ist das andere Gebot, sagt Jesus: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Glaube an Gott ist keine Weltflucht! Deshalb habt ihr, liebe Konfirmanden, auch nicht nur die ersten 3 Gebote auswendig gelernt, sondern alle 10! Deshalb habt ihr zwei Praktika gemacht in den Einrichtungen der Lebenshilfe für Menschen, deren Leben so ganz anders aussieht als eures. Damit ihr beides seht: Dass diese Welt euch braucht! Und dass häufig dort, wo das Leben von Menschen von „Behinderungen“ gleich welcher Art beeinträchtigt ist, Freude, ja, Glück ein Zuhause haben können.

Dass es wahr ist: anderen Menschen zu helfen macht selbst glücklich! Geteiltes Leid ist nur halbes Leid! Geteiltes Glück aber ist doppeltes Glück! Und nur so wird es ein Stück heller in dieser Welt. Daran erinnert dich dein Konfirmationsspruch, Annika: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Zu liebevollen Menschen will Gott euch und uns alle machen. Es hat sich schon vor Jahrhunderten herausgestellt, dass das alles andere als einfach ist. Deshalb hat Gott die Sache selbst in die Hand genommen und ist Mensch geworden, wie wir - freilich in Jesus, dem Christus, voll der Liebe, derer wir so oft ermangeln. In seinem Leben und in seinem Wirken, in seiner Art mit Menschen umzugehen und in seiner Art, an Gott als den „lieben Papa“ im Himmel zu glauben; in seiner konsequenten Haltung, auch dann noch auf jede Art von Gewalt gegenüber Menschen zu verzichten, wo ihm selbst Gewalt angetan wurde; letztlich im Annehmen seines Todes als einem entscheidenden Liebeshandeln Gottes an und für die Menschen - in alledem hat sich Gott ein für allemal festgelegt - und gezeigt was Liebe ist. Wie sehr du Gott am Herzen liegst und ein „Kind Gottes“ bist, das sagt dir dein Konfirmationsspruch, Justin: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.

Heute will Gott einen jeden von euch segnen auf seinem Weg in die Welt der Erwachsenen - eine Welt, die zerrissen ist von Machtkämpfen im Großen wie im Kleinen, die zerstört wird von Egoismen aller Art; eine Welt, die seufzt und leidet unter der Macht der Sünde und des Unfriedens, in der Leid und Schmerz und Tod ist. In dieser ach so zerrissenen Welt sollt ihr euer Gottvertrauen bewahren und euren Nächsten lieben wie euch selbst. Dazu will Gott heute selbst die Hand über euch halten und euch segnen. 

Mut will er euch machen zum Leben in gelingender Gemeinschaft! Mut auch, Christi Boten der Versöhnung zu sein, Unrecht mutig beim Namen zu nennen und für die Wahrheit einzutreten – wo immer eure Stimme gebraucht wird! Mut dazu, ein Herz zu haben für Menschen in Not – ob in der Nähe oder in der Ferne! Den Mut, der niemanden fürchtet als Gott allein! Mögen so eure Wege gesegnet sein und ihr auf euren Wegen. Und mögen eure Wege, liebe Konfirmanden, euch immer wieder in Gottes Haus führen, in die Gemeinschaft derer, die mit euch glaubend - weltweit - unterwegs sind als Heilige Christliche Kirche.

Pfarrer Rudolf Koller   (Hospitalkirche Hof)

Text:

Konfirmationssprüche


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