Predigt     Konfirmation in der Friedenskirche Zedtwitz     25.03.18

"Vom Erwachsenwerden"
(von Pfarrer Rudolf Koller, Hospitalkirche Hof)

 

Liebe Konfirmandinnen, liebe Angehörige, liebe Gemeinde,

ich habe euch gestern die Jakobsgeschichte aus dem 1. Buch Mose erzählt - die Geschichte des Erwachsen-Werdens in der Heiligen Schrift. Was gestern deutlich geworden ist: „erwachsen werden“ im Sinne der Heiligen Schrift ist gar nicht so einfach - weil häufig schon die Ausgangsbedingungen alles andere als einfach sind: geboren in eine Familiensituation mit Geschwisterrivalität: hier Jakob, das Mama-Söhnchen, dort Esau, der Liebling des Vaters. Und jeder, Vater wie Mutter, benützen ihre Kinder für ihre eigenen Interessen und Absichten. Mit Hilfe der Mutter ergaunert sich Jakob später den Erstgeburtssegen des Vaters, zieht sich dadurch die Todfeindschaft seines Bruders zu und muss aus seinem Elternhaus fliehen. Unwillkürlich denkt man, wie viele junge Menschen wohl seither wie Jakob aus ihrem Elternhaus geflüchtet sind...

Vom Glück träumt er, der Jakob, im Bild der Himmelsleiter, auf der Engel auf- und absteigen! Davon, dass sich Himmel und Erde in dieser Welt und auch in seinem Leben berühren. Sein Glück findet er in der Fremde - freilich, er muss hart dafür arbeiten: 7 Jahre, so haben wir gehört, dient er seinem Schwiegervater, um die Liebe seines Lebens heiraten zu können. Und wird in der Hochzeitsnacht betrogen: der Schwiegervater jubelt dem trunkenen Jakob die ältere Schwester der Angebeteten unter. Zu guter Letzt aber erreicht er alles, was man nach allgemeiner Vorstellung im Leben so erreichen kann: eine große Familie, Reichtum und Ansehen.

Aber - um auf den entscheidenden Punkt zu kommen - erwachsen im Sinne der Heiligen Schrift ist Jakob damit noch lange nicht! Erst als sich sein Gewissen rührt und ein Engel ihm sagt, dass er den Weg zurück gehen muss, bis in sein Elternhaus, zurück zu seinem Bruder, erst da fängt Jakob an, erwachsen zu werden.
Dramatisch wird das als ein nächtlicher Kampf an einem Fluss geschildert: Ganz allein kämpft er mit seiner Schuld, mit allem, was seine Vergangenheit an Irrungen und Wirrungen kannte; kämpft mit seinem schlechten Gewissen oder, wie die Heilige Schrift sagt: mit Gott selbst.

Er hat nicht aufgegeben, er ist nicht weggelaufen. Allein das macht ihn zu einem der „Väter des Glaubens“. Er hat sich diesem Kampf gestellt bis zur Morgenröte, wie es so schön heißt. Bis Gott selbst ihn gesegnet hat. Erst dann hat er das andere Ufer des Flusses erreichen können. Erst jetzt ist Jakob zum Mann geworden. Jetzt, wo er weiß, dass er gesegnet ist und zum Segen für andere werden soll. Anders gesagt: Wo Jakob im Frieden mit sich und seinem Gewissen handelt und den Frieden mit seinem Bruder sucht.

Möge euch, liebe Konfirmandinnen, diese Geschichte Trost und Ermutigung sein auf eurem Weg des erwachsen Werdens. Möge sie euch auch Lust machen, weiter in der Heiligen Schrift zu lesen. Und möge das Konfirmationskreuz, das Geschenk eurer Gemeinde, euch  immer daran erinnern, was die ganze Summe der Heiligen Schrift ist:
Möge das Kreuz Jesu Christi euch immer daran erinnern, wer Gott ist und was Gott von euch und von uns allen will! Denn das Kreuz erzählt, dass Gott unser himmlischer Vater ist, der nur eines von uns will, aber das will er ganz: unser Herz! Und unsere Liebe!

Freilich, gerade das bleiben alle Menschen Gott am meisten schuldig. Auch davon erzählt die Heilige Schrift vom Anfang bis zum Ende. Kein Wunder, dass das Böse, die Macht der Sünde, deshalb genau da ansetzt: bei unseren Herzen. Immer wieder erzählt die Heilige Schrift, wie Menschen ihr Herz an alles Mögliche hängen: an Reichtum und Macht, an Besitz und Ansehen – und wie sie sich dabei verlieren und ihre Seele dabei Schaden nimmt. Und wie sie dann anderen schaden, sowohl ihren Mitmenschen als auch ihrer Umwelt.

Lasst euch davon nicht irre machen und lasst euch nicht verführen! Hängt euer Herz nicht an irdischen Reichtum, sondern schaut, dass ihr reich werdet bei Gott. Das meint dein Konfirmationsspruch, Lena Schmidt:
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.
In dieser Welt der „Erwachsenen“, in der sich Menschen Kummer und Leid antun, einander Schmerz und sogar den Tod zufügen, muss sich die Liebe zu Gott bewähren. Dazu schickt Gott auch Engel an eure Seite. Damit ihr euch auf eurem Weg nicht heillos verirrt, sondern euren Weg findet und ihn mit Zuversicht gehen könnt!

Engel schickt euch Gott - freilich keine Engel mit Flügeln! Nein! Sondern Menschen, die man meist erst im Nachhinein als Engel erkennt: die Oma, die einem aus der Kinderbibel vorgelesen hat; der Pate, der einem zeigte, wie das geht: von Herzen zu beten; dieser oder jener Mensch, den ihr in eurem Leben noch treffen werdet und der euch zum Engel wird. Möge das Kreuz Jesu Christi euch immer wieder die Augen öffnen für die Engel in eurem Leben, die Gott euch schon geschickt hat und noch schicken wird. Daran möge euch, Isabell Schmutzer und Lena Benkert, euer Konfirmationsspruch erinnern:
Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.

Liebe Gott! Und liebe deinen Nächsten wie dich selbst! So hat der Gekreuzigte den Willen der Heiligen Schrift zusammengefasst. Denn Glaube an Gott ist keine Weltflucht! Im Gegenteil! Deshalb habt ihr, liebe Konfirmandinnen, auch nicht nur die ersten 3 Gebote auswendig gelernt, sondern alle 10! Deshalb habt ihr zwei Praktika gemacht in den Einrichtungen der Lebenshilfe für Menschen, deren Leben so ganz anders aussieht als eures. Damit ihr beides seht: Dass diese Welt euch braucht!
Und dass häufig dort, wo das Leben von Menschen von „Behinderungen“ gleich welcher Art beeinträchtigt ist, Freude, ja, Glück ein Zuhause haben können.
Und dass es wahr ist: anderen Menschen zu helfen macht selbst glücklich! Geteiltes Leid ist nur halbes Leid! Geteiltes Glück aber ist doppeltes Glück! So hat Jesus Christus gelebt. Denn nur so wird es ein Stück heller in dieser Welt. Daran will dich dein Konfirmationsspruch, Anne Peetz, erinnern:
Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Zu liebevollen Menschen will Gott euch und uns alle machen. In der Geschichte der Menschheit hat sich herausgestellt, dass das alles andere als einfach ist. Deshalb hat Gott die Sache selbst in die Hand genommen und ist Mensch geworden, wie wir - freilich in Jesus, dem Christus, voll der Liebe, derer wir so oft ermangeln. In seinem Leben und in seinem Wirken, in seiner Art mit Menschen umzugehen und in seiner Art, an Gott als den „lieben Papi“ im Himmel zu glauben; in seiner konsequenten Haltung, auch dann noch auf jede Art von Gewalt gegenüber Menschen zu verzichten, wo ihm selbst Gewalt angetan wurde; letztlich im Annehmen seines Todes als einem entscheidenden Liebeshandeln Gottes an und für die Menschen - in alledem hat sich Gott ein für allemal festgelegt - und gezeigt, wer er ist und wie wir ihm ähnlich werden. Daran soll euch euer Konfirmationsspruch, Lea Köppel und Antonia Reuther, immer wieder erinnern:
Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

In der Taufe hat Gott euch und uns alle zu seinen Kindern gemacht, d.h. zu Erben des Himmelreichs. Ja, das Ende wird gut sein, wenn wir seine Herrlichkeit schauen von Angesicht zu Angesicht unter einem neuen Himmel und auf einer neuen Erde, wo der Tod nicht mehr sein wird und kein Leid und kein Schmerz mehr sein wird. Aber schon hier auf dieser Erde hat Gott alles für uns getan, dass wir den heutigen Tag so miteinander feiern können. In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über uns Flügel gebreitet?
Zu solcher Dankbarkeit will dich, Luisa Rödel, dein Konfirmationsspruch immer wieder anleiten. Und dir die Zuversicht geben, dass du Gott am Herzen liegst:
Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.

Heute will Gott einen jeden von euch segnen auf seinem Weg in die Welt der Erwachsenen - eine Welt, die zerrissen ist von Machtkämpfen im Großen wie im Kleinen, die zerstört wird von Egoismen aller Art; eine Welt, die seufzt und leidet unter der Macht der Sünde und des Unfriedens, in der Leid und Schmerz und Tod ist. In dieser ach so zerrissenen Welt sollt ihr Gott und euren Nächsten lieben wie euch selbst. Dazu will Gott heute selbst die Hand über euch halten und euch segnen. Mut will er euch machen zu einem Leben in guter Gemeinschaft! Mut auch, Christi Boten der Versöhnung zu sein, Unrecht mutig beim Namen zu nennen und für die Wahrheit einzutreten – wo immer eure Stimme gebraucht wird! Mut dazu, ein Herz zu haben für Menschen in Not – ob in der Nähe oder in der Ferne! Den Mut, der niemanden fürchtet als Gott allein!

Als von Gott gesegnete Menschen sollt ihr leben und den Reichtum dieses Segens für euch entdecken und an andere weitergeben. So baust dann auch du, Charlotte Bauer, dem Glück ein Zuhause! Das jedenfalls sagt dein Konfirmationsspruch:
Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.

Mögen eure Wege gesegnet sein und ihr auf euren Wegen. Und mögen eure Wege, liebe Konfirmandinnen, euch immer wieder in ein Haus Gottes führen, in die Gemeinschaft derer, die mit euch glaubend unterwegs sind als weltumspannende Heilige Christliche Kirche.

Pfarrer Rudolf Koller    (Hospitalkirche Hof)

... zur Predigtseite der Hospitalkirche

Hier gibt's die Bilder ...


Archiv (Alle Predigten)
Homepage Hospitalkirche