Liebe Leser,
alles in Butter auf dem Kutter, alles im Lot auf dem Boot. So heißt
ein Spruch. Genauso sieht nach der Meinung einiger Menschen das
eigene Leben aus. Fragt man junge Leute, dann sagen sie oft: “Ich
habe alles im Griff. Alles ist roger.“ Viele Jugendliche sind
äußerlich selbstsicher. Aber nicht nur Jugendliche, sondern auch
Erwachsene meinen, sie sind selbst die Starken und haben das ganze
Leben alleine in der Hand. So ist zumindest die Meinung der
Menschheit in den letzten zwei Jahrhunderten. Das Penicillin wurde
entdeckt und viele Krankheiten konnten geheilt werden. Die neuen
Behandlungen bei Krebs, wie z.B. die Chemotherapie, waren wieder ein
weiterer Schritt der Menschheit, das Leben in den Griff zu bekommen.
Viele sind der Überzeugung, dass man nur immer mehr forschen müsse,
um die Entwicklung voranzutreiben. Damit bekäme die Menschheit fast
alle schwierigen Situationen selbst in den Griff. Manche Menschen
sind so von sich selbst eingenommen, dass sie sagen: „In meinem
Leben bin nur ich der Boss. Selbst ist der King.“
Ist das aber wirklich so? Sind wir wirklich selbst die Kings? Haben
wir wirklich irgendwann alles im Griff? Nein, wenn wir denken, wir
hätten eine Krankheit oder ein Problem besiegt, tauchen sofort
wieder neue Dinge auf, welche die Menschheit vor unlösbare Aufgaben
stellen. Und dazu gibt es unbegreifliche Ereignisse. Sie werfen bei
den Menschen immer wieder viele Fragen auf. So beschäftigt viele,
die in letzter Zeit häufig auftretenden Krebserkrankungen junger
Menschen. Beginnt man sich in so viele problematische Situationen
hineinzusinnen, kann man jede Hoffnung verlieren. Zumindest, wenn
man menschlich denkt.
Die Bibel jedoch teilt uns immer wieder mit, dass es Hoffnung gibt.
So berichtet uns der Schreiber des 1. Petrusbriefes am Anfang seines
Briefes von der lebendigen Hoffnung, die durch die Auferstehung Jesu
Christi von den Toten in die Welt gekommen ist. Dieser Schreiber
schreibt den neuen Christen dann weiterhin, wie sie als Christen
leben sollen. Viele verschiedene Lebensmaßstäbe werden den Leuten
mitgegeben. Solche Maßstäbe stehen auch im 5. Kapitel des
Petrusbriefes, unserem heutigen Predigttext.
Lesung des Predigttextes (siehe rechts)
Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
Es heißt ja auch: Hochmut kommt vor dem Fall. Demütig sein, ach du
liebe Zeit, denken da manche. Muss ich jetzt gebückt und immer als
Duckmäuser herumlaufen, weil Gottes gewaltige Hand über mir ist. Ich
denke nein. Ich denke dieser Vers macht uns etwas ganz Wichtiges
klar. Er zeigt uns, dass die Menschen, die sagen alles im Lot auf
dem Boot, auf dem falschen Dampfer sind. Diejenigen, die meinen sie
hätten alles selbst im Griff, sind auf dem Holzweg. Wenn die
Selbstsicheren sagen, ich schaffe alles alleine, ich brauche keinen
Gott, merken sie bald, dass sie doch nicht alles im Griff haben. Sie
erfahren, dass Menschen trotz größter medizinischer Anstrengungen
sterben müssen. Oder sie merken, dass immer neue Probleme auf dieser
Welt hinzukommen, für die noch keine Lösungen parat sind So sind z.B
Antibiotika und Chemo heute längst nicht mehr die Allheilmittel. Ein
häufig gehörter Satz, den ich schon am Anfang zitiert habe, ist
dieser: “Ich kann doch alles alleine entscheiden und machen, denn
ich weiß selbst, was das Beste für mich ist. Ich kenne mich selbst
am Besten.“
Ja, und wenn man dann auf die Nase fällt, merkt man, dass alle
Eigenregie doch nichts helfen kann. Aus dieser Erkenntnis heraus
fordert uns unser Text auf: Seid nicht hochmütig, sondern demütigt
euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner
Zeit. Das ist kein Duckmäusertum, sondern eine wichtige Erkenntnis,
die aus vielen reellen Lebenserfahrungen resultiert. Wenn ich bei
allen negativen Erfahrungen nicht resigniere und ich mich unter die
gewaltige Hand Gottes demütige, dann überlass ich mich einem, der
besser weiß, was gut für mich ist und der das Leben im Griff hat.
Jedoch wird dann immer alles gut? Hat Gott alles im Griff? Bringt er
wirklich alles ins Lot auf unserem Boot? Dem Anschein nach würde ich
diese Fragen erst mal mit Nein beantworten. Denn oftmals sieht aus
so aus, als ob Gott doch nicht alles im Griff hat. Auch ein Leben
mit Gott ist nicht immer ganz problemlos. Nöte und Sorgen machen vor
Menschen, die sich unter die gewaltige Hand Gottes demütigen, nicht
halt. Manchmal kann man sich da schon fragen, wo ist denn
jetzt Gott? Ich verstehe so vieles nicht.
Menschen, die sich unter die gewaltige Hand Gottes demütigen, kennen
solche Fragen natürlich auch? Aber sie wissen, an wen sie sich mit
all ihren Problemen und Fragen wenden können. Und wenn ich mein
Leben nicht selbst regieren muss, sondern es von Gott regieren
lasse, dann ist mir eigentlich letztendlich alle Verantwortung
genommen. Ich muss nicht alles alleine machen. Deshalb ermutigt der
Briefschreiber die Christen mit einem wunderbaren Wort: All Eure
Sorgen, werft auf ihn, denn er sorgt für Euch. Mit diesem Satz am
Ende des Briefes, weist der Schreiber, die jungen Christen wieder
auf die lebendige Hoffnung hin. Alle Eure Sorge werft auf ihn, der
die lebendige Hoffnung ist. Ein Satz in dem unheimlich viel steckt.
Buchstabieren wir diesen Satz doch mal von Anfang an durch. All Eure
Sorgen heißt es da. Keine Sorge ist Gott zu klein oder zu groß,
alles kann ich ihm sagen. Ich brauche ihm nichts zu verschweigen. Ja
und manchmal gibt es auch Dinge, die man nicht so gerne abgeben
möchte. Ach, dieses Problem kann ich schon selbst lösen. Gottes Weg
ist vielleicht nicht so nach meinem Geschmack. Solche Gedanken soll
es nicht geben. All heißt wirklich alles.
Und was sollen wir mit all unseren Sorgen machen? Nicht einfach nur
ablegen, sondern wegwerfen. Wegschmeißen einfach ganz weg auf Gott.
Vielleicht so wie einen schweren Stein, der nicht mehr zurückkommen
kann. Aber das fällt nicht so leicht. Manchmal werfen wir die Sorgen
so weg, wie wenn wir einen Ping-Pong-Ball gegen eine Wand werfen
würden. Ganz schnell sind sie wieder zurück. Oder wir werfen die
Sorgen so wie einen Basketball. Dieser braucht zwar etwas Zeit, kann
aber trotzdem wieder zurückkommen. Die Sache mit dem Stein hat auch
so seine Tücken, denn zu einem schweren Sorgenstein kann man wieder
hinlaufen und ihn zurückholen.
Der Briefschreiber fordert uns aber auf: Lass los, schmeiß alles
weg, jedoch nicht irgendwohin, sondern auf Gott. Wenn wir die Sorgen
weit wegwerfen, können wir uns in Gottes Hand fallen lassen. Die
Schweizer haben zu diesem Thema in ihrer Mundart einen besondern
Ausdruck. Er heißt auf schwiezerdütsch: „Hab sorg auf dich.“ Wir
würden sagen, pass auf Dich auf. Wir könnten auch sagen, Gott hat
Sorg auf uns und auf unsere Sorgen. Er passt auf uns auf, nicht wie
ein strafender Richter, vor dem man sich bücken und Angst haben
müsste, sondern wie ein treuer Vater, der den Menschen durch Christi
Kreuzestod und Auferstehung eine echte Hoffnung gegeben hat. Nicht
alle unsere Probleme werden so gelöst, wie wir es uns vorstellen,
aber er macht unsere Sorgen zu seinen Sorgen. Er bringt unser
Lebensboot wieder ins Lot, dass es nicht schwankt. So können wir
sagen: „Alles in Butter auf dem Kutter.“
Schön, wenn das nur so einfach wäre, denken bestimmt manche von
ihnen. Es gibt Tage da gelingt es mir. Da sind meine Sorgen weit
weg, aber es gibt auch Tage da stehen unsere Probleme ganz schnell
wieder auf der Matte. Ja, wir sind Menschen und das ist ein
Lernprozess, das mit dem Abgeben der Sorgen. Als Menschen sind wir
von vielen Seiten beeinflussbar. Das weiß auch der Verfasser unseres
Briefes. Denn gleich im Anschluss an die Worte vom Wegwerfen der
Sorgen, ermahnt er die Leser. Seid nüchtern und wach, denn euer
Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und
sucht, wen er verschlinge.
Der Widersacher Gottes ist wie ein brüllender Löwe, vor dem man
Angst haben kann. Er stürzte wohl die Leute damals in
Schwierigkeiten. Ich denke aber auch, dass der Widersacher noch
anderes bewirken kann. Er will unseren getrosten Mut verschlingen.
Er kann unsere Gedanken lenken und uns beeinflussen. „Ach, die Sache
mit Gott und der Zuversicht, ist nur eine Einbildung. Gott kann Dir
doch nicht helfen, gibt er uns ein. Du bist auf dem Holzweg lass es
bleiben. Du kannst es doch selbst besser.“ Ich denke, dass das Böse
wirklich so unsere Gedanken lenken kann und uns in damit in
Schwierigkeiten bringt. Deshalb sollen wir nüchtern und wach sein
und uns an Gott festhalten. Nüchtern sein, bedeutet klar bei
Verstand sein. Und wenn wir klar bei Verstand sind dann können wir
mal in unserem Leben zurückschauen. Blicken wir dann so mit klarem
Verstand zurück, dann erkennen wir, wie Gott uns in unserem Leben
schon sooft geholfen und unsere Sorgen wirklich weggenommen hat. Das
kann uns wieder Mut zum Vorwärtsgehen und zum Wegwerfen der Sorgen
machen. Denn der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu
seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr
eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! So steht es in unserem
Bibeltext. Und das soll uns ermutigen unsere Sorgen wirklich
wegzuwerfen.
Zum Schluss noch ein Beispiel das unseren Text zusammenfasst und an
dem wir gut sehen können, was geschieht, wenn man die Sorgen
wegwirft.
In der Bibel wird von einer Schiffsbesatzung gesprochen, die einmal
in großer Seenot war. Die Leute überlegten hin und her, wie sie das
Schiff wieder ins Lot bringen konnten. Durch eine Auslosung, wie es
damals üblich war, merkten sie, dass sie Ballast an Bord hatten, den
sie abwerfen mussten. Der Ballast war ein Mann, der mit Sorgen und
Nöten beladen war. Es handelte sich um Jona, der nicht Gottes Weg
folgte, sondern auf ein Schiff ging, um vor Gott wegzulaufen. Als
dieses Schiff immer mehr schwankte, entschlossen sich die Seeleute
zu einem folgenschweren Schritt. Sie warfen ihren größten Ballast
ab. Ja, sie warfen Jona ins Wasser. Und was passierte? Das Schiff
gelang wieder in ruhiges Fahrwasser. Die Seeleute wussten nicht, ob
alle Probleme gelöst waren, aber ihr Schiff wurde wieder ruhig. Auch
wir wissen nicht gleich, ob alle unsere Probleme gelöst werden, aber
wir spüren dass unser Lebensschiff wieder ruhig wird. Das ist
wichtig. Wenn wir uns zum Schritt des Loslassens und Wegwerfens
durchringen und uns unter die gewaltige Hand Gottes demütigen, dann
steht in unserem Text werden wir erhöht, nicht zu unsrer, sondern zu
seiner, also Gottes Zeit. Diese Lebensregel möchte uns unser Text
mitgeben.
Deshalb lernen wir doch, unsere Sorgen so tief ins Meer zu werfen,
wie es die Seeleute mit dem Jona getan haben. Dann kommt unser
Lebensboot wieder ins richtige Lot. Und wir können sagen, alles im
Lot auf dem Boot, auch wenn es schwer fällt. Denn der Friede Gottes
der höher ist als alle menschliche Vernunft regiert unsre Herzen und
Sinne in Christus Jesus unserem Herrn. Ich wünsche uns allen, dass
dieser Friede an diesem Sonntag unser Herzen erfülle.
Prädikantin Susanne Biegler,
Hospitalkirche Hof |
Text: Gott widersteht den
Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er
euch erhöhe zu seiner Zeit.
7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
8 Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht
umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.
9 Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben
Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.
10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen
Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine
Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
11 Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. |