Predigt     2. Korinther 4/6-10     Letzter Sonntag nach Epiphanias     24.01.10

"Stark im Glauben?!"
(von Prädikantin Susanne Biegler, Hospitalkirche Hof)

Liebe Leser,

Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut. Es Kätzje hat e Schwänzje. Es is bald widder gut. Heile heile Mausespeck in hunnerd Jahr is alles weg.

So lautet ein ganz bekanntes Fastnachtslied aus meiner Heimat in Mainz, welches immer wieder gerne gesungen wird. Margit Sponheimer, die dieses Lied singt, versucht damit die Menschen in der Fastnachtszeit fröhlich zu machen. Nach den langen und dunklen Winternächten, soll es im Leben der Menschen wieder heller werden. Irgendwie wird es schon wieder. Irgendwie kommt wieder Licht ins Leben und sei es durch die ausgelassene Freude in der Faschingszeit. Es muss einfach wieder hell werden.

Davon redet auch unserer heutiger Predigttext aus dem ich zuerst einmal nur einen Abschnitt vorlesen möchte. Der Text steht im 2. Brief des Paulus an die Korinther.

Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Ein schöner ermutigender Vers. Paulus ist als Verkündiger des Wortes Gottes unterwegs. Manchmal ist er ganz alleine. Oftmals hat er auch Menschen an seiner Seite. Sie reisen mit ihm und geben auch das Wort Gottes weiter. In seinem Glaubensleben erfährt Paulus, dass Gott einen hellen Schein in sein Herz gegeben hat, der sein Leben auch in den dunkelsten Phasen immer wieder hell macht. Diese Lichterfahrung möchte er an andere Menschen weitergeben. Alle Menschen können auch so eine Lichterfahrung haben, wenn sie Jesus nachfolgen. Denn Jesus hat ja von sich selbst gesagt: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Deshalb schreibt Paulus an die Korinther: Gott hat uns allen, die wir an Jesus Christus glauben, einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, der die Dunkelheit vertreibt. Glaubt das nur. Gebt diesen hellen Schein weiter, damit noch viele Menschen erfahren, dass Jesus das Licht in ihrem Leben sein kann.

Gute Worte, die Paulus da redet. Meiner Meinung nach geht das aber an der Realität des normalen Lebens vorbei. Das kommt mir so vor wie ein christliches heile, heile Gänsje. Man muss Gott nur genug vertrauen und Jesu Licht ins eigene Leben lassen, dann wird schon alles wieder gut. Dann läuft man immer voller Glaubensfreude herum und steckt mit seiner Fröhlichkeit die anderen Leute an. Wenn man nur genug von dem Licht hat, dann kann man anderen Menschen immer wieder Gottes hell machendes Licht weitergeben.

Es gibt viele Prediger, die das so verkündigen. Sie stellen sich als große, glaubensstarke Männer hin und predigen immer wieder, dass man nur mehr glauben solle und dann gehe es einem genauso wie ihnen. Mit einem starken Glauben, an Jesus, das Licht der Welt, werde alles im Leben hell. Manche Leute rennen solchen Predigern nach. Aber irgendwann kommt ein Bruch in ihr Leben, wenn sie merken, dass doch nicht alles so einmalig, hell und gut wird.

Nun haben wir doch diesen wunderschönen Satz von Paulus - dem Paulus, der wirklich die große Lichterfahrung hatte. Er verfolgte Leute, die an Jesus glaubten. Auf einer Reise wurde er auf einmal von einem hellen Schein getroffen, der sein Leben radikal veränderte. Er erkannte, dass es Jesus wirklich gibt und man an ihn glauben kann. Von da an verkündigte er das Wort Gottes in vielen Ländern. Durch ihn kam die frohe Botschaft auch nach Europa. Also ein großer Mann muss er gewesen sein, dieser Paulus, ein starker Verkündiger und Kämpfer für das Wort Gottes. Aber sehen wir doch mal genauer hin. Wenn wir das Leben des Paulus in der Apostelgeschichte und seinen Briefen einmal ausführlicher betrachten, dann merken wir, dass Paulus kein so gewaltiger Mann war. Er muss wohl krank gewesen sein. Von seinen Worten hielten die Leute oft nicht viel. Die Redekunst lag im nicht. Viele Christen und auch die in Korinth, folgten lieber großen starken redegewandten Männern, als der frohen Botschaft von Jesus und seinem Licht, die der schwächliche Paulus verkündigte.

Wie passt so ein schwächlicher Mensch aber jetzt mit den Worten zusammen, die wir eben von ihm gehört haben. Alles wird gut durch Gottes Licht. Überschätzt Paulus sich? Spielt er den großen Macker, so wie es die Jugendlichen heute sagen. Prahlt er mit seiner Erkenntnis und eigentlich ist nichts dahinter? Gibt er sich wie die Rädelsführer in manchen Gruppen und Cliquen, die im inneren aber feige Hunde sind?

Nein, Paulus ist nicht so. Er sieht sich immer als schwachen Menschen, der von Gott gebraucht wird. Einmal sagt er: Das Gute das ich will, das tue ich nicht und das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Er steht zu sich selbst. Aber warum bringt er dann so glaubensstarke, kräftige Worte? Damit wir den Zusammenhang zwischen dem schwachen Paulus und seinen doch so mächtigen Glaubensworten vom hellen Schein, der uns erleuchten und zum strahlen bringen soll, verstehen, müssen wir in unserem Text weiterlesen.

Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.

Paulus schreibt, diese Erkenntnis vom Licht Gottes im Herzen ist ein großer Schatz. Diesen Schatz habe er aber nicht für alle Zeiten gepachtet. Denn der Schatz wird nicht in einer festen Schatztruhe aus Holz mit Stahlbeschlägen oder in einem stählernen Tresor aufbewahrt. Dieser Schatz ist in irdenen Gefäßen. In solchen Gefäßen würde kein Mensch etwas Wertvolles aufheben. Ein Schatz in einem Tonkrug, das ist doch unmöglich! Wie schnell ist so ein Tonkrug zerbrochen und der ganze Schatz kann herausfallen. So dumm kann wirklich keiner sein, seinen Schatz in einem Tonkrug aufzubewahren. Das lernt man schon in Piratenfilmen. Es ist ein großer Schatz, wenn man Jesu Licht in seinem Leben erfahren kann, aber auch ein zerbrechlicher. Denn oft genug kann das Licht nicht in unsere Herzen dringen. Da übermannt uns die Traurigkeit. Unsere dunklen Gedanken wollen einfach nicht weichen. Dann hilft es auch nicht, wenn wir immer wieder die Worte Jesus aus Jahreslosung zugerufen bekommen: Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Manche Schrecken kann man nicht so einfach von sich schieben. Seien es die Schrecken im persönlichen Leben oder die Schrecken der Welt. Gerade wenn wir auch an das Erdbeben in Haiti denken. Aber warum ist der Glaube des Menschen nicht so stark? Warum sind glaubende Menschen oft kein Fels in der Brandung? Warum haben sie nicht diesen Schatz, den das Licht Gottes schenkt, in einer festen, unzerbrechlichen Schatztruhe?

Darauf gibt uns unser Text eine ganz banale Antwort. Euer Glaubensschatz, so sagt Paulus, ist deshalb in irdenen Gefäßen, damit ihr nicht zu selbstsicher werdet. Ihr sollt immer wieder erkennen, dass die große Kraft nicht aus euch selbst kommt, sondern aus Gott. Menschen, die meinen, sie haben den festen Glauben für alle Zeiten gepachtet, werden selbstsicher. Sie stellen sich am Ende selbst in den Vordergrund und sagen: Seht einmal was für ein glaubensstarker Mensch ich bin. Bin ich nicht wunderbar? Bin ich nicht der King, habe ich nicht alles selbst begriffen? Ja, und was passiert mit solchen starken Menschen, wenn doch einmal der große Schlag kommt? Dann sind sie verzweifelt und wissen gar nicht mehr weiter. Deshalb ermahnt uns Paulus unsere Glaubensstärke nicht aus eigener Kraft zu beziehen, sondern aus Gott. Und Gott wird uns helfen mit unserem kleinen zerbrechlichen Glaubenspflänzchen umzugehen. Er gibt uns die Kraft und Stärke, sein Licht in uns wirken zu lassen.

Auf diesem Weg gibt es natürlich Höhen und Tiefen. Manchmal gelingt es einem in schweren Situationen Gottes Licht wirken zu lassen und manchmal wollen das Dunkle und die Trauer einfach nicht weichen. Wir dürfen Gott aber immer wieder um Hilfe bitten, dass wir lernen aus seiner Kraft zu leben. Wir dürfen zu ihm kommen und ihm unsere Schwachheit anvertrauen. Dann erhalten wir die Kraft, unser Leben durch sein Licht hell machen zu lassen. Manchmal kann man da auch einfach nur rufen: Herr, Hilf!

Nicht mit unserer eigenen Kraft können wir Gottes hellen Schein in unsere Herzen lassen. Auch nicht mit unserer eigenen Kraft können wir das Licht weitergeben, sondern nur mit Gottes überschwänglicher Kraft. Menschen, die so Gott vertrauen, lernen mit Gottes Hilfe, immer wieder seine Kraft und Jesu Licht im Leben scheinen zu lassen. Sie können dann auch die letzten Worte unseres Predigttextes unterstreichen.

Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

Diese ganze Erkenntnis ist ein langer, mühsamer Weg. Es geht auf und ab und gibt viele Schwierigkeiten. Immer wieder kann unser zerbrechliches Glaubenspflänzchen zerstört werden. Doch immer wieder hilft Gott mit seiner Kraft uns weiter. Dieser Weg ist jedoch ein beständiger Weg. Er ist nicht so kurzlebig, wie der Weg der Fastnachtsfreude, mit dem heile, heile Gänsje, der uns vielleicht eine kurze Zeit Freude und Erfüllung und Licht ins Leben bringt, was aber nicht bleibt. Dieser Weg mit dem Licht Gottes führt uns zu einem bleibenden Ziel, auch wenn er auf und ab geht. Was ist es schon, wenn es heißt, in 100 Jahren wird alles gut, gegen die Ewigkeit Gottes, die jetzt schon begonnen hat. Dort wird er, so wie es in der Offenbarung steht, abwischen wird alle Tränen, alles Leid und alles Geschrei. Dann wird es endgültig hell. Dies kann man im Vertrauen auf Gott jetzt schon erfahren und wird so Licht für andere werden.

Am Ende meiner Predigt möchte ich den Bibeltext nochmals im Zusammenhang vorlesen. Sie haben Sie die Gelegenheit meinen Gedanken noch einmal nachzuspüren.

Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben,  dass durch uns entstünde die Erleuchtung  zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes  in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen,  damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.  Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht.
Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.  Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen.  Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.


Lassen Sie sich von Gottes Kraft und seinem hellen Schein beschenken.

Prädikantin Susanne Biegler, Hospitalkirche Hof

Text:

Paulus schreibt:

6 Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
7 Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.
8 Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.
9 Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.
10 Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.
 


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