Liebe Leser,
Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut. Es Kätzje hat e
Schwänzje. Es is bald widder gut. Heile heile Mausespeck in hunnerd
Jahr is alles weg.
So lautet ein ganz bekanntes Fastnachtslied aus meiner Heimat in
Mainz, welches immer wieder gerne gesungen wird. Margit Sponheimer,
die dieses Lied singt, versucht damit die Menschen in der
Fastnachtszeit fröhlich zu machen. Nach den langen und dunklen
Winternächten, soll es im Leben der Menschen wieder heller werden.
Irgendwie wird es schon wieder. Irgendwie kommt wieder Licht ins
Leben und sei es durch die ausgelassene Freude in der Faschingszeit.
Es muss einfach wieder hell werden.
Davon redet auch unserer heutiger Predigttext aus dem ich zuerst
einmal nur einen Abschnitt vorlesen möchte. Der Text steht im 2.
Brief des Paulus an die Korinther.
Gott, der sprach: Licht soll aus der
Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre
Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur
Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
Ein schöner ermutigender Vers. Paulus ist als Verkündiger des Wortes
Gottes unterwegs. Manchmal ist er ganz alleine. Oftmals hat er auch
Menschen an seiner Seite. Sie reisen mit ihm und geben auch das Wort
Gottes weiter. In seinem Glaubensleben erfährt Paulus, dass Gott
einen hellen Schein in sein Herz gegeben hat, der sein Leben auch in
den dunkelsten Phasen immer wieder hell macht. Diese Lichterfahrung
möchte er an andere Menschen weitergeben. Alle Menschen können auch
so eine Lichterfahrung haben, wenn sie Jesus nachfolgen. Denn Jesus
hat ja von sich selbst gesagt: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir
nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das
Licht des Lebens haben. Deshalb schreibt Paulus an die Korinther:
Gott hat uns allen, die wir an Jesus Christus glauben, einen hellen
Schein in unsere Herzen gegeben, der die Dunkelheit vertreibt.
Glaubt das nur. Gebt diesen hellen Schein weiter, damit noch viele
Menschen erfahren, dass Jesus das Licht in ihrem Leben sein kann.
Gute Worte, die Paulus da redet. Meiner Meinung nach geht das aber
an der Realität des normalen Lebens vorbei. Das kommt mir so vor wie
ein christliches heile, heile Gänsje. Man muss Gott nur genug
vertrauen und Jesu Licht ins eigene Leben lassen, dann wird schon
alles wieder gut. Dann läuft man immer voller Glaubensfreude herum
und steckt mit seiner Fröhlichkeit die anderen Leute an. Wenn man
nur genug von dem Licht hat, dann kann man anderen Menschen immer
wieder Gottes hell machendes Licht weitergeben.
Es gibt viele Prediger, die das so verkündigen. Sie stellen sich als
große, glaubensstarke Männer hin und predigen immer wieder, dass man
nur mehr glauben solle und dann gehe es einem genauso wie ihnen. Mit
einem starken Glauben, an Jesus, das Licht der Welt, werde alles im
Leben hell. Manche Leute rennen solchen Predigern nach. Aber
irgendwann kommt ein Bruch in ihr Leben, wenn sie merken, dass doch
nicht alles so einmalig, hell und gut wird.
Nun haben wir doch diesen wunderschönen Satz von Paulus - dem
Paulus, der wirklich die große Lichterfahrung hatte. Er verfolgte
Leute, die an Jesus glaubten. Auf einer Reise wurde er auf einmal
von einem hellen Schein getroffen, der sein Leben radikal
veränderte. Er erkannte, dass es Jesus wirklich gibt und man an ihn
glauben kann. Von da an verkündigte er das Wort Gottes in vielen
Ländern. Durch ihn kam die frohe Botschaft auch nach Europa. Also
ein großer Mann muss er gewesen sein, dieser Paulus, ein starker
Verkündiger und Kämpfer für das Wort Gottes. Aber sehen wir doch mal
genauer hin. Wenn wir das Leben des Paulus in der Apostelgeschichte
und seinen Briefen einmal ausführlicher betrachten, dann merken wir,
dass Paulus kein so gewaltiger Mann war. Er muss wohl krank gewesen
sein. Von seinen Worten hielten die Leute oft nicht viel. Die
Redekunst lag im nicht. Viele Christen und auch die in Korinth,
folgten lieber großen starken redegewandten Männern, als der frohen
Botschaft von Jesus und seinem Licht, die der schwächliche Paulus
verkündigte.
Wie passt so ein schwächlicher Mensch aber jetzt mit den Worten
zusammen, die wir eben von ihm gehört haben. Alles wird gut durch
Gottes Licht. Überschätzt Paulus sich? Spielt er den großen Macker,
so wie es die Jugendlichen heute sagen. Prahlt er mit seiner
Erkenntnis und eigentlich ist nichts dahinter? Gibt er sich wie die
Rädelsführer in manchen Gruppen und Cliquen, die im inneren aber
feige Hunde sind?
Nein, Paulus ist nicht so. Er sieht sich immer als schwachen
Menschen, der von Gott gebraucht wird. Einmal sagt er: Das Gute das
ich will, das tue ich nicht und das Böse, das ich nicht will, das
tue ich. Er steht zu sich selbst. Aber warum bringt er dann so
glaubensstarke, kräftige Worte? Damit wir den Zusammenhang zwischen
dem schwachen Paulus und seinen doch so mächtigen Glaubensworten vom
hellen Schein, der uns erleuchten und zum strahlen bringen soll,
verstehen, müssen wir in unserem Text weiterlesen.
Wir haben aber diesen Schatz in irdenen
Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von
uns.
Paulus schreibt, diese Erkenntnis vom Licht Gottes im Herzen ist ein
großer Schatz. Diesen Schatz habe er aber nicht für alle Zeiten
gepachtet. Denn der Schatz wird nicht in einer festen Schatztruhe
aus Holz mit Stahlbeschlägen oder in einem stählernen Tresor
aufbewahrt. Dieser Schatz ist in irdenen Gefäßen. In solchen Gefäßen
würde kein Mensch etwas Wertvolles aufheben. Ein Schatz in einem
Tonkrug, das ist doch unmöglich! Wie schnell ist so ein Tonkrug
zerbrochen und der ganze Schatz kann herausfallen. So dumm kann
wirklich keiner sein, seinen Schatz in einem Tonkrug aufzubewahren.
Das lernt man schon in Piratenfilmen. Es ist ein großer Schatz, wenn
man Jesu Licht in seinem Leben erfahren kann, aber auch ein
zerbrechlicher. Denn oft genug kann das Licht nicht in unsere Herzen
dringen. Da übermannt uns die Traurigkeit. Unsere dunklen Gedanken
wollen einfach nicht weichen. Dann hilft es auch nicht, wenn wir
immer wieder die Worte Jesus aus Jahreslosung zugerufen bekommen:
Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Glaubt an Gott
und glaubt an mich. Manche Schrecken kann man nicht so einfach von
sich schieben. Seien es die Schrecken im persönlichen Leben oder die
Schrecken der Welt. Gerade wenn wir auch an das Erdbeben in Haiti
denken. Aber warum ist der Glaube des Menschen nicht so stark? Warum
sind glaubende Menschen oft kein Fels in der Brandung? Warum haben
sie nicht diesen Schatz, den das Licht Gottes schenkt, in einer
festen, unzerbrechlichen Schatztruhe?
Darauf gibt uns unser Text eine ganz banale Antwort. Euer
Glaubensschatz, so sagt Paulus, ist deshalb in irdenen Gefäßen,
damit ihr nicht zu selbstsicher werdet. Ihr sollt immer wieder
erkennen, dass die große Kraft nicht aus euch selbst kommt, sondern
aus Gott. Menschen, die meinen, sie haben den festen Glauben für
alle Zeiten gepachtet, werden selbstsicher. Sie stellen sich am Ende
selbst in den Vordergrund und sagen: Seht einmal was für ein
glaubensstarker Mensch ich bin. Bin ich nicht wunderbar? Bin ich
nicht der King, habe ich nicht alles selbst begriffen? Ja, und was
passiert mit solchen starken Menschen, wenn doch einmal der große
Schlag kommt? Dann sind sie verzweifelt und wissen gar nicht mehr
weiter. Deshalb ermahnt uns Paulus unsere Glaubensstärke nicht aus
eigener Kraft zu beziehen, sondern aus Gott. Und Gott wird uns
helfen mit unserem kleinen zerbrechlichen Glaubenspflänzchen
umzugehen. Er gibt uns die Kraft und Stärke, sein Licht in uns
wirken zu lassen.
Auf diesem Weg gibt es natürlich Höhen und Tiefen. Manchmal gelingt
es einem in schweren Situationen Gottes Licht wirken zu lassen und
manchmal wollen das Dunkle und die Trauer einfach nicht weichen. Wir
dürfen Gott aber immer wieder um Hilfe bitten, dass wir lernen aus
seiner Kraft zu leben. Wir dürfen zu ihm kommen und ihm unsere
Schwachheit anvertrauen. Dann erhalten wir die Kraft, unser Leben
durch sein Licht hell machen zu lassen. Manchmal kann man da auch
einfach nur rufen: Herr, Hilf!
Nicht mit unserer eigenen Kraft können wir Gottes hellen Schein in
unsere Herzen lassen. Auch nicht mit unserer eigenen Kraft können
wir das Licht weitergeben, sondern nur mit Gottes überschwänglicher
Kraft. Menschen, die so Gott vertrauen, lernen mit Gottes Hilfe,
immer wieder seine Kraft und Jesu Licht im Leben scheinen zu lassen.
Sie können dann auch die letzten Worte unseres Predigttextes
unterstreichen.
Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir
ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir
leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden
unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das
Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm
Leibe offenbar werde.
Diese ganze Erkenntnis ist ein langer, mühsamer Weg. Es geht auf und
ab und gibt viele Schwierigkeiten. Immer wieder kann unser
zerbrechliches Glaubenspflänzchen zerstört werden. Doch immer wieder
hilft Gott mit seiner Kraft uns weiter. Dieser Weg ist jedoch ein
beständiger Weg. Er ist nicht so kurzlebig, wie der Weg der
Fastnachtsfreude, mit dem heile, heile Gänsje, der uns vielleicht
eine kurze Zeit Freude und Erfüllung und Licht ins Leben bringt, was
aber nicht bleibt. Dieser Weg mit dem Licht Gottes führt uns zu
einem bleibenden Ziel, auch wenn er auf und ab geht. Was ist es
schon, wenn es heißt, in 100 Jahren wird alles gut, gegen die
Ewigkeit Gottes, die jetzt schon begonnen hat. Dort wird er, so wie
es in der Offenbarung steht, abwischen wird alle Tränen, alles Leid
und alles Geschrei. Dann wird es endgültig hell. Dies kann man im
Vertrauen auf Gott jetzt schon erfahren und wird so Licht für andere
werden.
Am Ende meiner Predigt möchte ich den Bibeltext nochmals im
Zusammenhang vorlesen. Sie haben Sie die Gelegenheit meinen Gedanken
noch einmal nachzuspüren.
Gott, der sprach: Licht soll aus der
Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre
Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung
zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu
Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen,
damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.
Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht.
Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung,
aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber
wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm
Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.
Lassen Sie sich von Gottes Kraft und seinem hellen Schein
beschenken.
Prädikantin Susanne Biegler,
Hospitalkirche Hof |
Text:
Paulus schreibt:
6 Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis
hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben,
dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der
Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
7 Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die
überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.
8 Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht.
Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.
9 Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden
unterdrückt, aber wir kommen nicht um.
10 Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch
das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.
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