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			Liebe Leser, 
			 
			ein frohes Weihnachtsfest wünschen wir uns heute mit Geschenken, 
			Liedern, festlicher Musik und schönen Worten. Ich habe euch auch ein 
			Lied mitgebracht. Es ist für Claudia: 
			 
			Das ist das Lied für Claudia 
			ich sing es euch mal vor – hört alle her 
			das ist das Lied für Claudia  
			es ist nicht schwer 
			Schön ist die schon, die Claudia 
			doch seh ich das nicht oft – meist ist sie weg 
			schön ist sie schon, die Claudia 
			sie spielt Versteck 
			Klug ist sie auch, die Claudia 
			wenn sie mir Briefe schreibt – kurz schreib sie nie 
			klug ist sie auch, die Claudia 
			sie hat Esprit 
			Lad ich sie ein, die Claudia 
			sagt sie zuerst: wie nett – dann: keine Zeit 
			lad ich sie ein, die Claudia 
			tu ich mir leid 
			 
			Doch als sie kam, die Claudia 
			und ich vergess es nie – als das geschah 
			doch als sie kam, die Claudia 
			war ich nicht da 
			Es war kein Tag für Claudia 
			und keiner auch für mich – der Tag ist aus 
			es war kein Tag für Claudia 
			bei mir zuhaus 
			Das war das Lied für Claudia 
			und alles was ich weiß – ich liebe sie 
			das war das Lied für Claudia 
			es gab sie nie 
			Doch was es gibt von Claudia  
			das ist ein schöner Klang – der Name Claudia 
			doch was es gibt von Claudia 
			ist mein Gesang (Willi Strobel) 
			So hat ein alter Freund in jungen Jahre gereimt. Ganz nett, werdet 
			ihr denken, aber was hat das bitte mit Weihnachten zu tun? Na, ganz 
			einfach: Ist Weihnachten nicht auch zu schön um wahr zu sein? Wenn 
			es Weihnachten nicht gäbe, müssten wir es nicht erfinden? So wie 
			mein alter Freund sich einfach eine Geliebte erfand, die seine 
			zeitgenössische Damenwelt nicht hergab. So wie unsere Welt 
			Weihnachten sozusagen nicht hergibt. Ich muss euch nicht erklären, 
			warum. Denkt an die Stiefel, die mit Gedröhn dahergehen, das Klirren 
			der Panzerketten, die Mäntel durch Blut geschleift, die 
			Kinderleichen im Schutt von Aleppo, die Kleiderfetzen an dem sechs 
			Meter hohen Stacheldrahtzaun im spanischen Nordafrika, der unsere 
			glitzernde Weihnachtswohlstandswarenwelt gegen die bittere Armut 
			abschirmt.  
			 
			Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst – ja so einen 
			könnten wir dringend gebrauchen. Und beim Blick in die 
			Menschheitsgeschichte und unsere eigene sagen: Es gab ihn nie. Doch 
			was es gibt von ihm, das ist ein schöner Klang. Doch was es gibt von 
			ihm, ist der Gesang. Was doch auch schon etwas wäre. Was doch auch 
			schon ein Zeichen der Hoffnung wäre. Ein Zeichen, dass noch nicht 
			alle die Hoffnung aufgegeben haben, auf Frieden, Freiheit, 
			Gerechtigkeit und eine bessere Welt. Haben wir sie nicht satt, diese 
			eiskalten Mächtigen und Macher, die sich auf den gesunden 
			Menschenverstand berufen, wenn sie ihre globalen Geschäfte machen; 
			die über Leichen gehen 
			und ihre Abfindungen kassieren und sagen: Was wollt ihr denn, so ist 
			die Realität? Man muss sich damit abfinden, das hat einen ganz 
			merkwürdigen, zynischen Klang. Hoffnungslosigkeit, Ungerechtigkeit, 
			Unfreiheit, blanke Geldgier, Krieg, Terror und wie die Plagen alle 
			heißen, die weltweit zu besichtigen sind – all die haben ihre 
			Gewinner, die ihre Victory-Finger in die Kameras halten.  
			 
			Da wäre es doch schon was, wenn ihnen und ihrem Missklang wenigstens 
			an Weihnachten ein mächtiger, globaler und wohlklingender Gesang ins 
			Gesicht blasen würde. Da ist es doch schon ein Zeichen der Hoffnung, 
			wenn an Weihnachten so viele Menschen in die Kirche kommen, um 
			mitzusingen. Denn unsere Weihnachtslieder sind ein solcher Gesang. 
			Und da wäre es nicht mal eine Schande, wenn der ein oder andere von 
			euch heute ein Tränchen zerdrückt, weil er die Sehnsucht und den 
			Schmerz noch spürt, all die nie abgeschickten Briefe an Claudia oder 
			das Christkind. Ach, an Weihnachten merken wir: Wir sind nicht 
			eiskalt und in unseren Herzen brennt noch Licht und das brennt und 
			tut weh und seufzt: Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?  
			 
			Aber an Weihnachten seufzt Gott mit uns. An Weihnachten schaut er 
			ganz tief hinein in die Finsternis der Welt und in die Dunkelheiten 
			unseres Lebens, in der unsere kleinen Hoffnungs- und 
			Sehnsuchtslichter auf so verlorenem Posten brennen. An Weihnachten 
			macht Gott sich auf. Und schenkt uns mehr als das Lied vom großen 
			Licht, mehr als das Lied vom wunderbaren Ratgeber, vom 
			unwiderstehlichen Gott, vom ewigen Vater und vom Friedensfürst; mehr 
			als ein Lied für Claudia und ein Lied vom Christkind. An Weihnachten 
			gibt Gott dem Lied des Propheten und aller Hoffnung auf verlorenem 
			Posten im wahrsten Sinne des Wortes Hand und Fuß. Denn uns ist ein 
			Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben.  
			 
			Da schaut hinein in die Krippe im Stall von Bethlehem. Claudia hat 
			sie nicht, aber das Christuskind hat sie: Hände und Füße. An 
			Weihnachten gibt Gott dem Lied des Propheten und aller Hoffnung Hand 
			und Fuß. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben. 
			Hand und Fuß, davon dürfen die Weihnachtslieder um so lauter singen. 
			Schön wird auch er sein, auf seine Weise und alle Welt wird es 
			sehen. Klug wird auch er sein, auf ganz neue Weise. Einladen wird 
			auch er sich lassen, und Zeit haben, besonders für die, die auf der 
			Schattenseite des Lebens wohnen. Ein offenes Ohr wird er haben, für 
			die, die keiner mehr hört. Den Trost der heilsamen Berührung wird er 
			haben für die, mit denen sich keiner mehr abgibt. Und er wird wieder 
			und wieder an unsere Herzenstür klopfen, bis wir endlich einmal da 
			sind. Er will mehr als einen Weihnachtstag bei uns zuhause sein. Er 
			will das seine Krippe und unser Herz für immer eins werden.  
			 
			Wer sich an Weihnachten über die Krippe beugt, kann deshalb 
			entdecken, dass die Tränen, die er weint, auch die Tränen des 
			Christuskindes sind, wenn nicht sogar Gottes Perlen und Edelsteine. 
			Denn er kann finden, dass die Sehnsucht in seinem Herzen auch in 
			Gottes Herzen brennt. Dass das Licht im eigenen Herzen nicht länger 
			auf verlorenem Posten leuchtet, sondern ein mächtiges Gotteslicht 
			gezündet hat, vor dem alle - und wirklich alle - Schatten die Flucht 
			ergreifen müssen. 
			 
			Darum nehmt das Weihnachtslicht heute mit nach Hause. Und wenn die 
			Welt euch furchtsam machen will oder euch etwas schwer zu schaffen 
			macht oder der Haussegen besonders an Weihnachten bedrohlich schief 
			hängt – dann schaut in dieses Licht. Es kommt euch zur Hilfe. Es 
			füllt euer Herz. Denn euch ist ein Kind geboren, ein Gotteskind, das 
			euch zu Gotteskindern macht. Ihm gehört euer Leben und die Zukunft 
			der Welt. Und diese Hoffnung – vergesst es nicht – diese Hoffnung 
			hat wirklich Hand und Fuß.  
		
      	Pfarrer Johannes Taig   
      (Hospitalkirche Hof) 
      (weitere Predigten von Pfarrer Taig finden Sie
exklusiv unter 
      www.kanzelgruss.de)  | 
			
			 
			
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			Die Predigt zum Hören
						  
			
			Text: 
			1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht 
			ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, 
			scheint es hell. 
			2 Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir freut 
			man sich, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, 
			wenn man Beute austeilt. 
			3 Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer 
			Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage 
			Midians. 
			4 Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, 
			durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. 
			5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die 
			Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, 
			Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; 
			6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende 
			auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und 
			stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. 
			Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth. 
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