Predigt zur Konfirmation Zedtwitz 2014    27.04.2014

(von Pfarrer Rudolf Koller, Hospitalkirche Hof)

Liebe Konfirmanden, liebe Paten, Eltern und Angehörige, liebe Gemeinde,

Gestern haben wir im Gottesdienst vor allem davon gehört, was beim Übergang von der Kindheit zum Erwachsenwerden schiefläuft. Von Anfang an, sagt die Bibel, verlieren Menschen, verliert ein jeder dabei seine „Unschuld“. Das Kind will nicht mehr Kind sein und der Erwachsene spielt sich auf wie der liebe Gott. Warum das so ist, warum in der Welt der Erwachsenen ein jeder sich vor dem anderen versteckt, dem anderen etwas vorspielt, alles tut, um etwas besseres zu sein, und deshalb Lug und Trug, Mord und Totschlag zum „Normalfall“ werden, warum Angst zum Grundgefühl des Menschen wird, Angst vor dem anderen, Angst vor Gott, Angst auch vor sich selbst…warum das so ist, erklärt die Bibel nicht. Aber sie hält ganz realistisch fest, dass es so ist! Und sie hält fest, dass jeder Mensch, du und ich, da hinein verstrickt ist und keiner, auch nicht einer, sich von selbst daraus befreien kann.
Sünde nennt die Bibel diese Macht des Bösen. Und die Geschichte von Adam und Eva, die wir gestern gehört haben, hält uns den Spiegel vors Gesicht: dass auf jeden Finger, der auf andere zeigt, immer drei Finger auf uns zurück zeigen.

Keine Religion hat wie unser jüdisch-christlicher Glaube eine so illusionslose, realistische Beschreibung unserer irdischen Wirklichkeit und des Menschen. Aber obwohl das das erste ist, was die Bibel erzählt – es ist doch nicht alles! Von Anfang an erzählt die Bibel auch davon, dass der allmächtige Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, es gut mit seinen Geschöpfen meint, es immer schon gut gemeint hat und immer gut meinen wird: Wie wunderbar diese Schöpfung ist, im Großen wie im Kleinen, wie vielfältig und staunenswert Leben um uns herum ist - am Himmel, im Wasser und zu Lande - das können wir in der Natur erleben und heutzutage in herrlichen Tierdokumentationen im Fernsehen bewundern. Das ist - schlägt man die Bibel ganz vorne auf - Gottes allererstes Wort! Ein Wort, das ehrfürchtiges Staunen über Gottes Schöpfermacht zum festen Bestandteil allen Gottesglaubens macht. Und jeden Gläubigen verpflichtet, diese wunderbare Schöpfung Gottes auch zu bewahren. Daran soll dich dein Konfirmationsspruch, Lea Schaller, erinnern: Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst Deine Hand über mir. Freude am Leben klingt da an, Freude am Leben um einen herum, aber auch am eigenen Leben - verbunden mit einem dankbaren und auch demütigen Wissen um die Zerbrechlichkeit allen Lebens.

Die Freude darüber, dass Gott uns als Lebenskraft unmittelbar nah ist, sozusagen mit jedem Atemzug, das hält dein Konfirmationsspruch, Max, fest: Siehe, Gott steht mir bei, der Herr erhält mein Leben.

Ja, Gottes Schöpfermacht wirkt in dieser Welt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Aber Gott hat den Menschen zur Mitwirkung geschaffen - zu seinem „Ebenbild“, wie es am Anfang heißt. Ihn zeichnet Gott besonders aus, segnet ihn und gibt ihm einen Auftrag. Daran erinnert euch euer Konfirmationsspruch, Niko und Martin: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.

Diese Worte sagt Gott zu Abraham im 12. Kapitel des 1. Mose-Buches. Damit beginnen die Geschichtserzählungen des Volkes Israel, seine Lebens- und Glaubenserfahrungen. Und in diesen Erzählungen, die einen Zeitraum von 1 ½ Jahrtausenden umspannen, wird deutlich, dass Gott so wenig vom Menschen will, aber das will er ganz: nämlich das Herz des Menschen, das kindliche Vertrauen in seine Allmacht und Güte! Dazu will dir dein Konfirmationsspruch, Lorenz, immer wieder Mut machen: Die Gnade Gottes, des Herrn, währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihm vertrauen.

„Glaube“ nennt das Jesus im NT und preist ihn als die Kraft, die alles überwindet: Hass durch Liebe, Beleidigen durch Verzeihen, Streit durch Versöhnung, Irrtum durch Wahrheit, Verzweiflung durch Hoffnung, Kummer durch Freude. Das hält dir dein Konfirmationsspruch, Julian, immer vor Augen: Alles ist möglich für den, der glaubt.

Unser himmlischer Vater will nur eines von uns, aber das will er ganz: unsere Liebe! „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt!“ Das ist, sagte unser Herr Jesus, das größte und vornehmste Gebot. Freilich, gerade das bleiben Menschen Gott am meisten schuldig. Auch davon erzählt die Heilige Schrift vom Anfang bis zum Ende. Kein Wunder, dass die Macht der Sünde deshalb genau da ansetzt: bei unserem Herzen. Immer wieder erzählt die Bibel, wie Menschen ihr Herz an alles Mögliche hängen: an Reichtum, an Macht, an ihren Besitz und an Ansehen und Ruf, den man bei anderen nach außen hat – und wie sie sich dabei verlieren, wie ihre Seele dabei Schaden nimmt und wie sie dabei anderen schaden, sowohl Menschen als auch der Mit- und Umwelt. In dieser „gefallenen“ Welt voll Leid und Tod, voll Geschrei und Schmerz muss sich die Liebe zu Gott bewähren - und das immer wieder in Geduld: Dazu will dich dein Konfirmationsspruch, Karolina, ermutigen: Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Und damit ihr euren Weg in dieser Welt der Erwachsenen findet, dass ihr Gott und eurem Gewissen treu bleiben könnt, dass ihr wachst im Glauben und in der Liebe - dazu hat Gott euch Engel an die Seite gestellt. Nein, keine Engel mit Flügel! Sondern Menschen, die man meist erst im Nachhinein als Engel erkennt: die Oma, die einem aus der Kinderbibel vorgelesen hat; der Pate, der einem zeigte, wie das geht: von Herzen zu beten; dieser oder jener Mensch, den ihr in eurem Leben noch treffen werdet und der euch zum Engel wird … und dann ist da noch der „Engel“, in dessen Namen ihr getauft worden seid: Jesus Christus! Er hat euch in eurer Taufe schon versprochen, bei euch zu sein alle Tage bis an der Welt Ende - dann, wenn er euch und einen jeden von uns an der Hand nehmen wird und heimführen wird in unsere himmlische Heimat. Dass ihr auch Augen habt für die Engel in eurem Leben, die Gott einem jeden von euch schon geschickt hat und noch schicken wird, daran will euch euer Konfirmationsspruch erinnern - Sabrina, Luisa und Felix: Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.

Liebe Gott! Sagt die ganze Heilige Schrift. Diesem Gebot gleichgestellt ist das andere Gebot, sagt Jesus: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Glaube an Gott ist keine Weltflucht! Deshalb habt ihr, liebe Konfirmanden, auch nicht nur die ersten 3 Gebote auswendig gelernt, sondern alle 10! Deshalb habt ihr zwei Praktika gemacht in den Einrichtungen der Lebenshilfe für Menschen, deren Leben behindert, beschädigt und verletzt wurde. Damit ihr beides seht: Dass diese Welt euch braucht! Und dass häufig dort, wo das Leben von Menschen beeinträchtigt ist, dennoch wirkliche Freude am Leben aufblühen kann. Und dass es zu einem erfüllten Leben gehört, anderen Menschen zu helfen. Dann nämlich wird ein Lebensweg hell und leuchtend, dann wird aus einem Menschen ein „Gerechter“, wie es im AT heißt, ein Mensch, der so recht nach Gottes Geschmack ist. Mit poetischen Worten und Bildern sagt das dein Konfirmationsspruch, Moritz: Der Gerechten Pfad ist wie das Licht am Morgen, das immer heller wird bis zum vollen Tag.

Zu liebevollen Menschen will Gott euch und uns alle machen. Es hat sich schon vor Jahrhunderten herausgestellt, dass das alles andere als einfach ist. Deshalb hat Gott die Sache selbst in die Hand genommen und ist Mensch geworden, wie wir - freilich in Jesus, dem Christus, voll der Liebe, derer wir so oft ermangeln. In seinem Leben und in seinem Wirken, in seiner Art mit Menschen umzugehen und in seiner Art, an Gott als den „lieben Papa“ im Himmel zu glauben; in seiner konsequenten Haltung, auch dann noch auf jede Art von Gewalt gegenüber Menschen zu verzichten, wo ihm selbst Gewalt angetan wurde; letztlich im Annehmen seines Todes als einem entscheidenden Liebeshandeln Gottes an und für die Menschen - in alledem hat sich Gott ein für allemal festgelegt - und gezeigt was Liebe ist. „Kind Gottes“ nennt Jesus den Menschen, der es ihm nachtut und verspricht ihm Seligkeit. So auch dir in deinem Konfirmationsspruch, Marco: Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Heute will Gott einen jeden von euch segnen auf seinem Weg in die Welt der Erwachsenen - eine Welt, die zerrissen ist von Machtkämpfen im Großen wie im Kleinen, die zerstört wird von Egoismen aller Art; eine Welt, die seufzt und leidet unter der Macht von Sünde, Tod und Teufel, in der Leid, Geschrei und Schmerz ist. In dieser ach so zerrissenen Welt sollt ihr euer Gottvertrauen bewahren und euren Nächsten lieben wie euch selbst. Dazu will Gott selbst die Hand über euch halten und euch segnen mit Mut machenden Worten. Und er verspricht dir heute, Lea Geißer, auf deinen Wegen mit zu gehen: Ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.

Ja, Mut will euch Gott machen! Auf dass ihr Christi Boten seid der Versöhnung! Auf dass ihr Unrecht beim Namen nennt und für die Wahrheit eintretet – wo immer eure Stimme gebraucht wird! Auf dass ihr ein Herz habt für die Menschen in Not – ob in der Nähe oder in der Ferne! Auf dass ihr niemanden fürchtet außer Gott allein! Die Freiheit zu solchem Handeln - zu der hat dich der Christus bevollmächtigt, Christian. Daran soll dich dein Konfirmationsspruch erinnern: Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!

Möge Gott euch und uns alle stärken mit seinem Geist - dem Geist der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit! Mögen eure Wege gesegnet sein und ihr auf euren Wegen. Und mögen eure Wege, liebe Konfirmanden, euch immer wieder in Gottes Haus führen, in die Gemeinschaft derer, die mit euch glaubend unterwegs sind - spätestens dann, wenn ihr euch auf eurem Weg verirrt und verlaufen habt! Dann hoffe und wünsche ich euch, dass ihr euch eurer Taufe und des heutigen Tages erinnert und dass ihr es dann macht, wie der verlorene Sohn im Evangelium: dass ihr euch an das Haus eures himmlischen Vaters erinnert und am Tisch des Herrn die Erfahrung macht, die der verlorene Sohn auch gemacht hat: dass euch euer Vater im Himmel schon von weitem entgegenläuft und euch ohne ein Wort des Vorwurfs liebevoll in seine Arme schließt.

Pfarrer Rudolf Koller   (Hospitalkirche Hof)

 


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