Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Manfred Kock, hat die Bedeutung der Bibel für das politische
Handeln betont. "In der Bergpredigt lernen Christen: Krieg soll nach
Gottes Willen nicht sein", erklärte der rheinische Präses in einem epd-Interview
zum Auftakt des "Jahrs der Bibel" 2003. Zwar habe es immer wieder Kriege
gegeben, aber der Anspruch dieser ethischen Leitlinien bleibe bestehen,
fügte Kock hinzu. Dies gelte auch für die gegenwärtige Debatte. Damit
werde verhindert, dass man den Namen Gottes zur Rechtfertigung militärischer
Aktionen missbraucht, so der EKD-Ratsvorsitzende, der den Irak-Konflikt
nicht direkt nannte.
Der Repräsentant von rund 26,6 Millionen Protestanten erhofft sich von
dem am Neujahrstag in Dresden eröffneten "Jahr der Bibel" 2003 Fortschritte
in der Ökumene. Die Bibel sei die gemeinsame Quelle des Glaubens für
alle Christen, bekräftigte Kock. Im ökumenischen Gespräch miteinander
könnten sich die Kirchen auch über die Differenzen bei der Auslegung
biblischer Texte verständigen und so voneinander viel lernen. Kock:
"Die Kirchen werden sich darum im 'Jahr der Bibel' besser kennen lernen".
Die Bibel sei nicht nur ein wertvolles Kulturgut, sondern Grundlage
des Glaubens. Die Heilige Schrift könne Menschen zudem "in vielen Entscheidungssituationen
ihres Lebens" begleiten. Wer dies entdecke, werde auch merken, "wie
Gott durch die Bibel mit ihm Verbindung aufgenommen hat". Zu "einem
solchen Abenteuer" solle das Bibeljahr 2003 Mut machen.
Für ihn selbst sei die Bibel ein "einzigartiger Schatz" und Richtschnur
des Lebens, so der rheinische Präses. Es gebe für ihn "keine andere
Quelle der Offenbarung Gottes". Dabei sei die Bibel "ja nicht vom Himmel
gefallen, sondern ein von Menschen für Menschen geschriebenes Buch mit
einer spannenden Überlieferungsgeschichte". Die Heilige Schrift erzähle
von der Suche nach Gott. Sie sei keine "Sammlung toter Buchstaben, sondern
eine lebendige Stimme, die erkennen lässt, was Gott von uns erwartet,
wozu er uns befreit und wie wir heutigen Menschen mit uns und anderen
Menschen zurecht kommen können."