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Zum Verhältnis von Christen und Juden

Die Diskussion um einen Zusatz im Grundartikel der Verfassung der Evang.-Luth. Kirche in Bayern.

Für viele, besonders der Älteren, geht ein langer Wunsch in Erfüllung: Ein Zusatz in der Kirchenverfassung der Bayerischen Landeskirche (ELKB), der das Verhältnis von Christen und Juden anspricht und klärt. In anderen Kirchenverfassungen der Landeskirchen gibt es einen entsprechenden Abschnitt bereits. Eine Besinnung auf dieses Thema nötigt uns zur Auseinandersetzung mit unserer (auch lokalen) Kirchengeschichte und bewahrt uns hoffentlich davor, dass sie sich jemals wiederholt.

 


Stand: 22.02.2019

Standpunkte

Hintergründe und Links

Die Änderung der Präambel der Kirchenverfassung zum Thema „Christen und Juden“

Landessynode und Landessynodalausschuss, Landesbischof und Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, die vier „kirchenleitenden Organe“, haben auf der Synodaltagung in Weiden im März 2010 gemeinsam und vonseiten der Synode mit überwältigender Mehrheit (eine Gegenstimme, drei Enthaltungen) beschlossen, den Grundartikel der Kirchenverfassung um einen Passus im Hinblick auf das Judentum zu ergänzen. Der Weidener Vorschlag lautete:

„Mit der ganzen Kirche Jesu Christi ist sie (die EKLB) aus der tragenden Wurzel des biblischen Israel hervorgegangen, sie bezeugt mit der Heiligen Schrift die bleibende Erwählung des Volkes Israel und weiß sich dem jüdischen Volk geschwisterlich verbunden.

Die Synode wollte eine solche Entscheidung aber nicht treffen ohne einen großen Konsens innerhalb der Kirche und bat daher die Kirchengemeinden und Einrichtungen um Stellungnahme. Was danach geschah kann man als erfolgreiche „Kommunikationsinitiative“ der Landeskirche beschreiben:

Am 31.3.2011, dem durch die Synode gesetzten Endtermin, waren an Rückmeldungen beim Synodalbüro eingegangen:

  • 695 (aus den rund 1500 Kirchengemeinden),
  • 28 (aus den 67 Dekanatsbezirken),
  • 16 aus weiteren Einrichtungen Gruppen und Vereinigungen der Landeskirche,
  • 52 von Einzelpersonen.
  • Aus den beiden theologischen Fakultäten haben sich einzelne Mitglieder zu Wort gemeldet. Für die Augustana-Hochschule hat deren Senat eine Stellungnahme vorgelegt.

In der Folge hat ein gemischter Ausschuss die erhobenen Einwände diskutiert und in einen neuen Vorschlag eingearbeitet. Am 21.7.2011 hat der Ausschuss beschlossen, den kirchenleitenden Organen die folgende Ergänzung des Grundartikels der Verfassung der ELKB vorzuschlagen:

„Mit der ganzen Kirche Jesu Christi ist sie (die EKLB) aus dem biblischen Gottesvolk Israel hervorgegangen und bezeugt mit der Heiligen Schrift dessen bleibende Erwählung.“

Wie die Weidener Formulierung soll sie nach dem ersten Satz des Grundartikels eingefügt werden. Schließlich handelt es sich hier um eine Identitätsaussage der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, beschreibt also ihr Selbstverständnis. Bei der Aussage „geschwisterlich verbunden“ handelt es sich um eine Relationsaussage (Verhältnisbestimmung), die z.B. im Artikel 6a der Verfassung ihren Platz finden könnte. Ob es eine solche Aussage künftig geben soll, soll einem gesonderten Verfahren vorbehalten bleiben. Diese Änderung wurde bei der Frühjahrssynode 2012 in Augsburg beschlossen.

Ist dann die Aufgabe der Verhältnisbestimmung zum alttestamentlichen Bundesvolk, den Juden abgeschlossen? „Nein, selbstverständlich nicht. Sie ist in den konkreten Begegnungen mit Jüdinnen und Juden weiterhin mit Leben zu erfüllen. Auch sind noch längst nicht alle antijüdischen Prägungen und Denkformen aus Kirche und Theologie verschwunden; dies haben, jedenfalls nach meinem Eindruck, leider manche Äußerungen in dem hinter uns liegenden Diskussionsprozess gezeigt. Zu hoffen ist, dass die in Aussicht genommene Ergänzung der Verfassung unserer Kirche das theologische Terrain klärt und festigt, auf dem wir evangelisch-lutherischen Christen Jüdinnen und Juden begegnen - in gegenseitiger Wertschätzung, vor allem aber in Ehrfurcht vor dem einem Gott, von dessen Barmherzigkeit Juden und Christen leben.“

(Prof. Utzschneider, Vorsitzender des Grundfragenausschusses in seinem Bericht vor der Synode.)

 

"Nach dem Unterricht ging ein neunjähriges Mädchen, das die dritte Klasse der Neustädter Schule besuchte, zum Unterkotzauer Weg, weil der Lehrer darauf hingewiesen hatte, dass man dort „etwas sehen“ könne. Das Kind, das früher einmal die Synagoge besucht und eine christliche Erziehung genossen hatte, erkannte unter dem noch glimmenden Haufen die Thora-Rolle (nur das Papier ohne den Holzkern). Es nahm – unbeobachtet, da sich keine Menschen mehr in der Nähe befanden - die Thora-Rolle und ein weiteres Papierstück an sich und brachte sie heim, weil ihm gesagt worden war, dass die Thora-Rolle eine heilige Schrift sei ähnlich der Bibel und gut darauf aufgepasst werden müsse. Die Mutter war, als sie zu Hause die Gegenstände präsentiert bekam, sehr aufgeregt und verbrannte sofort das Papier im Ofen. Die Thora-Rolle wurde vom Vater vermutlich anderen Leuten zugeleitet, welche sie über die nationalsozialistische Zeit hinweg aufbewahrten. Sie wurde der neuen Israelitischen Kultusgemeinde nach 1945 übergeben, die sie in Israel restaurieren ließ."

Lesen Sie mehr über die Reichskristallnacht in Hof. (Beachten Sie auch die verlinkten Dokumente!)

"Die Verbrechen der Nazis sind so gewaltig, daß sie nicht durch moralische Scham oder andere bürgerliche Empfindungen zu kompensieren sind. Sie stellen den Deutschen in die Erschütterung und belassen ihn dort, unter dem tremendum; ganz gleich, wohin er sein Zittern und Zetern wenden mag, eine über das Menschenmaß hinausgehende Schuld wird nicht von ein, zwei Generationen einfach "abgearbeitet". Es handelt sich um ein Verhängnis in einer sakralen Dimension des Worts und nicht einfach um ein Tabu, das denen, die zum Schutz bestimmter zwischenmenschlicher Verkehrsformen oder der Intimsphäre dienen, vergleichbar wäre.

Daher handelt es sich auch bei den Schändungen, die Neonazis jetzt begehen, im besonderen ihren antisemitischen Ausschreitungen, keineswegs um militante Akte der Gegenaufklärung. Diese, im strengen Sinn, wird immer die oberste Hüterin des Unbefragbaren, des Tabus und der Scheu sein, deren Verletzung den Strategen der kritischen Entlarvung lange Zeit Programm war. Traurig macht es, daß man dies alles weiß und altes Weistum abweisbar ist.

(Botho Strauß, Anschwellender Bocksgesang, Der Spiegel, Nr. 6/1993)

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Änderung des Grundartikels in der Kirchenverfassung
(Die Ergänzung ist im Text unten blau markiert)

Die Synode hat sich bei der Herbstsynode 2008 in Straubing mit dem Thema „Christen und Juden“ beschäftigt. Sie hat es in der Folge für notwendig erachtet, dass auch in der Verfassung der ELKB eine Bestimmung zum Verhältnis von Christen und Juden steht, wie sie in anderen Kirchenverfassungen längst zu finden ist. Seitdem gab es eine kontroverse Debatte, einen Studientag im Januar 2010 und viel Arbeit in den Ausschüssen. Als Ergebnis dieser Arbeit wurde ein Vorschlag für die Änderung unserer Kirchenverfassung vorgelegt, der in der Synode bereits die erforderliche verfassungsändernde Mehrheit von 2/3 der Stimmen hat. Es wird aber ein „magnus consensus“  angestrebt. Deshalb werden bis zum endgültigen Beschluss die Gemeinden und Einrichtungen der ELKB informiert. Sie haben bis Ende März 2011 Gelegenheit zur Stellungnahme.

Der Landesbischof, der Landeskirchenrat und der Landessynodalausschuss empfehlen der Synode folgenden Beschluss zu fassen:

„Die Landessynode nimmt in Aussicht, den Grundartikel der Kirchenverfassung um eine Aussage zum Verhältnis zum Judentum zu ergänzen und ihm insgesamt folgende Fassung zu geben:

,Die Evangelisch-Lutherische Kirche lebt in der Gemeinschaft der einen, heiligen, allgemeinen und apostolischen Kirche aus dem Worte Gottes, das in Jesus Christus Mensch geworden ist und in der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes bezeugt wird.

Mit der ganzen Kirche Jesu Christi ist sie aus der tragenden Wurzel des biblischen Israel hervorgegangen, sie bezeugt mit der Heiligen Schrift die bleibende Erwählung des Volkes Israel und weiß sich dem jüdischen Volk geschwisterlich verbunden.

Mit den christlichen Kirchen in der Welt bekennt sie ihren Glauben an den Dreieinigen Gott in den altkirchlichen Glaubensbekenntnissen. Sie hält sich in Lehre und Leben an das Evangelisch-Lutherische Bekenntnis, wie es insbesondere in der Augsburgischen Konfession von 1530 und im Kleinen Katechismus D. Martin Luthers ausgesprochen ist, und das die Rechtfertigung des sündigen Menschen durch den Glauben um Christi willen als die Mitte des Evangeliums bezeugt.'

Die kirchenleitenden Organe haben diese Textergänzung für gut befunden und geben sie den Kirchengemeinden, den Dekanatsbezirken, Einrichtungen, Diensten und Werken sowie den theologischen Ausbildungsstätten in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern zur Kenntnis. Sie hoffen, dass diese Formulierung von einem großen Konsens getragen wird."

Lesen Sie hier die ausführliche Erläuterung und Begründung. pdf-Datei, Acrobat-Reader erforderlich

 

In der Erklärung der Landeskirche von 1998 wurde als Konsequenz gefordert:

- die Lokalgeschichte der Gemeinde aufmerksam zu betrachten.
 - die Geschichte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Dritten Reich, insbesondere ihres Verhaltens zu Juden und sogenannten Judenchristen nachhaltig zu erforschen.

Seit 2008, als ich zum 450jährigen Jubiläum des Dekanats Hof die Pfarrbeschreibung von 1915 fand und abschrieb, war ich auf der Suche nach der hier vorgelegten Schrift, von deren Existenz ich aus einer Quellenangabe wusste. Sie war aber im Dekanatsarchiv, wo sie hätte sein müssen, nicht vorhanden. Nicht nur im Hofer Stadtarchiv, sondern auch im Dekanat Hof sind viele Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus verschwunden. Nun fanden Pfrin. Gudrun Saalfrank und Pfr. Martin Gölkel (beide Christuskirche) den Bericht des Hospitalpfarrers Wilhelm Kneule doch noch, eher zufällig beim Stöbern auf dem Dachboden des Dekanats.
Pfr. Kneule schrieb seine Pfarrchronik in den Jahren 1956 und 1957. Sie entspricht dem Geschichtsbild, dass sich die Evang.-Luth. Kirche in Bayern nach dem Krieg gegeben hatte. „In der unmittelbaren Nachkriegszeit bildete sich schnell ein Geschichtsbild aus, in dem sich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern selbst zu einer Widerstandsorganisation gegen den Nationalsozialismus stilisierte. Dabei wurde die eigene Verstrickung in den Nationalsozialismus weitgehend ausgeblendet, obwohl es auch kritische Stimmen gab, die auf das Versagen der Kirche hinwiesen. Das Geschichtsbild von der Kirche als Widerstandsorganisation bestimmte bis in die 1960er Jahre die kirchliche Selbstwahrnehmung. (Fortsetzung nächste Spalte)

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Die Erklärung der Landeskirche zum Thema "Christen und Juden" von 1998

Präambel

Die Frage nach dem Verhältnis von Christen und Juden führt in die Mitte des christlichen Glaubens: der Glaube an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den wir Christen als den Vater Jesu Christi bekennen, verbindet Christen und Juden. Das Thema ist nicht nur von außen an die Kirche herangetragen, sondern stellt eine für Kirche und Theologie gleichermaßen zentrale Lebensfrage dar. Weil Jesus von Nazaret dem jüdischen Volk zugehörte und in dessen religiösen Traditionen verwurzelt war, darum "sind Christen durch ihr Bekenntnis zu Jesus Christus in ein einzigartiges Verhältnis zu Juden und ihrem Glauben gebracht, das sich vom Verhältnis zu anderen Religionen unterscheidet."

Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern hat sich durch ihren Beschluss vom 23.4.1997 "Christen und Juden. Einladung zu einem Neuanfang" diese Erkenntnisse ausdrücklich zu eigen gemacht und ein Schwerpunktjahr zu diesem Thema ausgerufen. Am Ende dieses Jahres gibt die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern im Monat der 60. Wiederkehr der Reichspogromnacht die folgende Erklärung ab. Sie soll für unsere Landeskirche eine Gesprächsgrundlage zum Nachdenken über unser Verhältnis zu den Juden und zum Judentum sein und Impulse für eine weitere Beschäftigung mit diesem Themenkreis bieten.

I. Der in der evangelischen Kirche erreichte Konsens

1. Die gemeinsame Wurzel von Judentum und Christentum

Jüdischer Glaube und christlicher Glaube leben aus einer gemeinsamen biblischen Wurzel. Juden und Christen bekennen sich zu dem einen Gott, dem Schöpfer und Erlöser. Juden und Christen verstehen sich beide als Volk Gottes. Juden und Christen sprechen ihren Glauben in ihren Gottesdiensten aus, in dem sich vielfältige Gemeinsamkeiten finden. Juden und Christen sind in ihrem Glauben bestimmt durch die Wechselbeziehungen zwischen Gerechtigkeit und Liebe. Juden und Christen leben auch in der Trennung aus der gemeinsamen Geschichte Gottes mit seinem Volk, deren Vollendung sie erwarten.

Diese Gemeinsamkeiten haben Christen über Jahrhunderte hinweg vergessen und verleugnet, missdeutet und uminterpretiert. Auch deshalb konnte es zu den schrecklichen Verfolgungen und Ermordungen von jüdischen Menschen kommen, an denen Christen beteiligt waren, die von Christen ausgingen oder von Christen geduldet wurden. In den deutschen evangelischen Kirchen haben wir im Verlauf der letzten Jahrzehnte zu der für uns wichtigen Erkenntnis gefunden, dass wir einen Neuanfang machen müssen. In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wurden von Einzelpersonen und Institutionen in den letzten Jahrzehnten Anstrengungen unternommen, deren Ergebnisse in diese Erklärung der kirchenleitenden Organe münden.

Lesen Sie hier die ganze Erklärung

  Heute wissen wir: Dieser Widerstand war zunächst kaum oder gar nicht politisch begründet, sondern richtete sich gegen die von den Deutschen Christen beherrschten Kirchenleitungen und deren Versuch, auch die Bayerische Landeskirche gleichzuschalten. Die Bekennende Kirche war - besonders in ihrer bayerischen Form - entgegen der Selbstdarstellung vieler ihrer Mitglieder nach 1945 keine Opposition zum Nationalsozialismus als solchem. "Noch 1943 ordnete der Landeskirchenrat anlässlich Hitlers Geburtstag an, am 18. April im Allgemeinen Kirchengebet des Führers fürbittend zu gedenken und Gott zu bitten, dass er ihm mit seinem Geist und seiner Hilfe zur Seite stehe und sein Werk mit seinem Segen kröne."

So ist leicht zu erklären, dass auch Hofer Pfarrer bis 1936 der Bekennenden Kirche beitreten konnten und trotzdem „überzeugte und enthusiastische Nationalsozialisten“ und „Antisemiten“ bleiben konnten, wie der Pfarrer, Religionslehrer, Stadtarchivar und Archivar des Dekanats Hof, Dr. Ernst Dietlein. Weitere Hofer Pfarrer traten offensiv für den Nationalsozialismus ein, wie der 1943 verstorbene Pfr. Grießhammer, oder waren tragisch in den Nationalsozialismus verstrickt, wie der Pfarrer Wilhelm Heerdegen, der seit 1.5.1933 Mitglied der NSDAP war und förderndes Mitglied der SS. Aber auch dadurch - wenn das denn seine eigentlich Motivation war - konnte er seine „halbjüdische“ Frau nicht schützen, die unter der Last ständiger Angst psychisch zusammenbrach und sich 1944 in Nürnberg das Leben nahm.

Lesen Sie mehr im Nachwort von Pfarrer Johannes Taig zur Abschrift der Pfarrbeschreibung von 1915-1947 die in den Jahren 1956/57 von dem Hospitalpfarrer Wilhelm Kneule verfasst wurde.

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Hintergründe und Links

Zur Diskussion

Zum Thema

 

  "Vor einigen Wochen hat mich eine junge Frau, die sich sehr für das Judentum interessiert, gefragt, warum in unseren Gottesdiensten eigentlich nicht klar gesagt würde, dass wir durch Jesus an den Gott Israels glauben. Als jemand, der sich seit Jahrzehnten im christlich-jüdischen Dialog engagiert, war ich über diese Aussage einigermaßen entsetzt. Nun kann ich nicht beurteilen, was in den Gottesdiensten, die sie besucht hatte, wirklich gesagt wurde, aber ich habe mich an dieser Stelle wieder einmal gefragt, was von dem, das in christlich-jüdischen Dialoggruppen so selbstverständlich vertreten wird, auch wirklich im Bewusstsein unserer Gemeinden ankommt. Hier ist immer noch eine gewaltige Transferleistung vonnöten. Dabei ist es nicht so wichtig, dass man das Judentum dauernd explizit zum Thema macht – so etwas kann auch schnell zu Abwehreaktionen führen –, sondern dass das Judentum bei allem, was wir sagen und tun, gleichsam mitschwingt.

Ein Schüler kam einmal zu seinem Rabbi und hat ihm gesagt: „Ich bin schon drei Mal den ganzen Talmud durchgegangen.“ Darauf der Rabbi: „Aber wie viel vom Talmud ist durch dich durchgegangen?“ Meine Frage ist: Wie viel vom Judentum ist wirklich durch uns durchgegangen, so dass es unser Reden und Handeln von innen her prägt und bestimmt. Klar, das kann man nicht „machen“. Aber man kann diesen Prozess unterstützen und fördern". (Dr. Peter Hirschberg)

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© Pfr. Johannes Taig

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