|
Evangelische Schule -
der Bildungsbeitrag der Evangelischen Kirche
|
In Hof hat zum
Schuljahr 2004/2005 eine von der Evangelischen Kirche
in Bayern (ELKB) anerkannte private
Evangelische Volksschule
ihren Unterricht aufgenommen, die sich in den letzten Jahren voll entwickelt
hat. Auf dieser Seite geben wir einen Überblick über die Evangelischen Schulen
und ihren Beitrag zum Bildungsgeschehen
in Deutschland. Wussten
Sie, dass es 941 Freie Evangelische Schulen gibt, die insgesamt 141.000
Schüler und Schülerinnen unterrichten? Die größte von ihnen ist die Wilhelm-Löhe-Schule
in Nürnberg mit 1944 SchülerInnen.
Im Jahr 2017
ist die Evangelische Volksschule nach Naila umgezogen.
|
|
Stand:
08.02.2019
|
|
Wir stellen Ihnen in Auszügen
Texte und Vorträge vor zu den Themen:
|
|
|
|
"Das Evangelische an
unseren Schulen und ihr Beitrag zur Bildungsdiskussion"/
Von Manfred Kock "Evangelische Schulen
orientieren Bildung am einzelnen Menschen und fördern zugleich eine Kultur
der wechselseitigen Anerkennung", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, am Donnerstag, 25. September,
in seinem Vortrag beim ersten "Bundeskongress Evangelische Schule", der
am 25. und 26. September in Nürnberg stattfindet. Bildung und Erziehung
würden an evangelischen Schulen immer auch Zuwendung und Annahme bedeuten.
Evangelische Schulen leisteten einen wesentlichen Beitrag für die Akzeptanz
einer Solidargemeinschaft, die auf die Stärkung des Einzelnen ebenso wie
auf verantwortlichen Umgang mit anderen angewiesen sei. "Die gegenwärtige
Diskussion um den so genannten Generationenvertrag zeigt, wie wichtig die
wechselseitige Verantwortung von Jung und Alt ist," sagte der Ratsvorsitzende.
Mit ihrer pädagogischen Arbeit und ihrem Bildungsansatz habe die evangelische
Schule die Gesellschaft als Ganze im Blick.
Bildung würde an evangelischen Schulen grundsätzlich als kommunikativer
Prozess verstanden und nicht als das Einwirken auf einen Menschen. "Die
kommunikative Zuwendung zum anderen findet ihre Grundlegung in der christlichen
Glaubenserfahrung, dass jeder Mensch von Gott bedingungslos angenommen ist."
Evangelische Schulen wiesen mit diesem Verständnis von Wert und Würde des
Menschen über die Ebene von Leistung und Können hinaus. Bei allem pädagogischen
Bemühen gehe es um eine ganzheitliche Sicht des Menschen und um seine Beziehung
zu Gott. Damit laufe evangelische Schule weniger Gefahr, Bildung zu funktionalisieren
und auf Wissen zu reduzieren.
Allgemeinbildende evangelische Schulen hätten großen Zulauf, auch dort,
wo staatliche Schulen bereits mit Schülerrückgang zu rechnen hätten, betonte
Kock. Evangelische Schulen seien ein wesentlicher Teil des öffentlichen
Schulwesens: "Evangelische Schule wirkt - zumindest will sie es - mit ihrem
Profil immer auch als Impulsgeber für das gesamte Schulsystem. Sie kann
anderes wagen und erproben und trägt so zur Weiterentwicklung des Schulwesens
bei." Ihren Beitrag zur Bildungsdiskussion leisteten evangelische Schulen,
indem sie konkrete Beispiele für eine am Leben orientierte Bildung geben.
(Pressestelle der EKD)
Lesen Sie den gesamten Vortrag des ehem. Präses
Manfred Kock
|
|
Bilder aus dem Alltag der
Evangelischen Volksschule
Naila
|
|
|
|
|
"Eigenständige
Wahrnehmung des Bildungsauftrags durch Evangelische
Schulen"/ Von Prof. Dr. Christoph
Th. Scheilke, Direktor des Pädagogisch-Theologischen Zentrums Birkach
(...) Bildung ist eine kirchliche
Aufgabe sui generis. Sie ist nicht vom Verkündigungsauftrag abgeleitet,
sondern ist (siehe Taufbefehl) unmittelbar als (Glaubens-) Lehre erforderlich.
„Alle kirchlichen Aufgaben“, so der Tübinger Systematiker Eilert Herms,
„sind Variationen der einen Grundaufgabe: Sie sollen (...) den Anspruch
des Evangeliums kommunizieren, diejenige Wahrheit über unser Dasein zu sein,
die das richtige Leben ermöglicht, das Leben, das zur Seligkeit führt, zum
Frieden, zur Erfüllung seiner Bestimmung. (Herms 2002) Weil aber – und solange
– das öffentliche Schulwesen nicht die angemessene Bildung für „den gemeinen
Hans und die gemeine Grete“ (M. Luther) ermöglicht,
solange stellen Schulen in evangelischer Trägerschaft einen wesentlichen
Beitrag, aber auch eine zentrale Herausforderung für das öffentlich-staatliche
Schulwesen dar. Heute tut zwar der Staat so, als würde er allen Kindern
und Jugendlichen die besten Chancen auf eine optimale Bildung eröffnen.
Wie PISA, IGLU, TIMSS und die vielen OECD-Studien zeigen, bieten deutsche
Schulen jedoch nur eine maximale Ausbildung an. Maximal freilich nicht in
pädagogischer Hinsicht. Das Maximum ist durch die öffentlichen Haushalte
bestimmt – und entpuppt sich dann häufig als Minimalbildung.
|
|
|
|
|
|
|
„Die
Notwendigkeit Freier Schulen in der Bürgergesellschaft“
Von Prof. Dr. Frank-Rüdiger Jach
Wir alle wissen, dass die Freiheit, nichtstaatliche Schulen zu gründen und
zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen frei wählen zu können,
ebenso zum Kernbestand demokratischer Staaten gehört wie das staatliche
Toleranzgebot und das Indoktrinationsverbot. Totalitäre Systeme sind demgegenüber
unter anderem daran zu erkennen, dass sie ein staatliches Schulmonopol besitzen
und die Prinzipien des gesellschaftlichen Pluralismus ebenso verletzen wie
die Achtung der primären Erziehungsverantwortung der Eltern und den Grundsatz
der weltanschaulichen Neutralität des Staates.
Insofern ist Schulvielfalt Ausdruck der Menschenwürde und des Rechts auf
freie Entfaltung der Persönlichkeit und kann nur in einer Bürgergesellschaft
in der Ablehnung eines kulturellen Universalismus verwirklicht werden. Der
demokratische Verfassungsstaat erfährt seine Existenzberechtigung selbst
erst aus der Vielschichtigkeit und auch Widersprüchlichkeit individueller
Selbstverwirklichung innerhalb unseres Verständnisses von Menschenwürde.
Schulen in freier Trägerschaft sind für pluralistischdemokratische Gemeinwesen
in Absage an ein staatliches Schulmonopol seit jeher existenzieller Bestandteil.
Ihre Bedeutung wird jedoch im Bildungswesen der Zukunft noch stärker als
bisher Ausdruck finden.
|
|
|
|
|
|
|
"Die Rolle der freien Schulen
in Deutschland"
Von Staatsministerin Karin Wolff, Präsidentin
der Kultusministerkonferenz
(...) In Deutschland machen Freie
Schulen etwa 6 - 7 % der Schulen aus. In den neuen Ländern sind es weniger.
In den europäischen Nachbarländern, wie Frankreich (18 %), Belgien (60 %)
oder den Niederlanden (75 %), aber auch im angelsächsischen Raum, liegt
ihr Anteil deutlich höher. Der Anteil der Freien Schulen in Deutschland
im Vergleich zu anderen Staaten lässt sich nur historisch begründen, insbesondere
mit der besonderen Rolle des Staates bei der Organisation des Schulwesens.
Die Schulen in freier Trägerschaft bereichern unser Schulsystem mit ihrem
eigenen pädagogischen Profil. Sie sind gelegentlich ein Stachel im Fleisch
der öffentlichen Schulen, aber sie beleben durch Konkurrenz das Geschäft.
Den wichtigsten Beitrag, den die Freien Schulen für das Schulwesen in Deutschland
leisten, sehe ich darin, dass sie die Idee der Freiheit im Schulwesen verwirklichen.
Der weltanschaulich neutrale Staat verzichtet durch die Zulassung der Freien
Schulen als Mischangebote auf eine Monopolstellung und ermöglicht eine plurale
Bildungslandschaft. Er sichert den Eltern die Möglichkeit, eine Schule zu
wählen, vor allem solchen Eltern, die eine am Bekenntnis orientierte Schulbildung
wünschen. Daneben waren und sind Freie Schulen immer auch Reformen in der
Pädagogik gegenüber aufgeschlossen und insofern häufig Schrittmacher neuerer
Entwicklungen im Schulwesen.
|
|
|
|
|
|
|
"Zeitgemäße
Bildung auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes",
Thesen von Prof. Dr. Wilfried Härle
(...) Das christliche Menschenbild
hat für die Bildung des Menschen in mehrfacher Hinsicht weit reichende Konsequenzen:
-
Es verortet
den Menschen in einem weiten Horizont und begrenzt ihn damit zugleich
auf das Maß des Menschlichen.
-
Es motiviert
dazu, groß vom Menschen zu denken, ohne in Hybris zu verfallen.
-
Es zeigt,
dass der Mensch mehr ist und zu mehr bestimmt ist, als er selbst aus
sich – oder aus anderen – machen kann.
-
Es macht
den Wert keines Menschen abhängig von der Leistung, die er erbringt.
-
Es leitet
an zum achtungsvollen Umgang miteinander, d. h. zum Respekt vor der
Würde jedes Menschen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion,
Alter etc.
-
Es sensibilisiert
für die Unterscheidung zwischen der unantastbaren menschlichen Würde
und den gleichwohl bestehenden Möglichkeit, durch schweres Versagen
diese Würde zu gefährden.
-
Es ermutigt
zum Entdecken, Entwickeln und Fördern eigener und fremder Begabungen
und weckt so Freude an Leistung und am Gelingen von Lebensentwürfen.
Eine evangelische Schule, die diesen Namen zu recht trägt,
muss daran erkennbar sein, dass sie
-
in ihrer
konzeptionellen Gestaltung,
-
in ihrer
spirituellen Orientierung,
-
in ihren
inhaltlichen Schwerpunkten,
-
in der Art
des Umgangs mit Scheitern und Krisen sowie
-
in der Atmosphäre
der Kommunikation und Kooperation
etwas von diesem christlichen Menschenbild und seinen
Konsequenzen erkennen, spüren und erleben lässt.
|
|
|
|
|
|
|
"Schule
in der Bürgergesellschaft – Erziehung zu Toleranz und Engagement",
Thesen von Prof. Dr. Friedrich Schweitzer
(...) Angesichts der für unsere
Gegenwart kennzeichnenden gesellschaftlichen, kulturellen, weltanschaulichen
und religiösen Pluralität und Individualisierung muss Toleranz gegenüber
Relativismus abgegrenzt und Engagement im Sinne von Solidarität präzisiert
werden. Toleranz als Erziehungs- und Bildungsziel meint nicht Beliebigkeit
oder Gleichgültigkeit, sondern reflektierte Pluralitätsfähigkeit. Im christlichen
Verständnis erwächst aus der Pluralität die Aufgabe der Verständigung, die
ihrerseits im Horizont sozialer Verantwortung wahrzunehmen ist.
Die gesellschaftliche Individualisierung, die inzwischen auch das Kindes-
und Jugendalter erfasst hat, lässt das Bemühen um Solidarität immer wichtiger
werden. Individualisierung bezeichnet kein unüberwindbares Hindernis für
solidarische Einstellungen und Handlungsweisen. Sie macht jedoch Lernangebote
erforderlich, die ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Selbstverwirklichung
und Engagement für andere ermöglichen.
|
|
|
|
|
|
|
Zahlen
und Statistik der Freien Evangelischen Schulen
Schulart |
Anzahl der Schulen |
Anzahl der Schüler/innen |
allgemein bildende Schulen |
282 |
80.000 |
sonderpädagogische Schulen |
216 |
26.000 |
berufsbezogene Schulen
|
462
|
35.000 |
Gesamt |
960
|
141.000 |
Freie
Evangelische Schulen machen nur einen kleinen Teil der Bildungsarbeit der
Evangelischen Kirchen in Deutschland aus. So wurden allein in Bayern im
Jahr 2003 von kirchlichen und staatlichen Lehrkräften, die die Berechtigung
zum Erteilen des Religionsunterrichts haben, wöchentlich 404.800 SchülerInnen
unterrichtet. 33.000 konfessionslose SchülerInnen nahmen auf Antrag lieber
am Evangelischen Religionsunterricht, als am Ethikunterricht teil. Grundsätzlich
gilt: Der Religionsunterricht wird nach Maßgabe der Religionsgemeinschaften
erteilt; d.h. nur solche (staatlichen und kirchlichen) Lehrkräfte dürfen
Religionsunterricht erteilen, die die von der Religionsgemeinschaft erteilte
Berechtigung (Vocatio) haben.
|
|
|
|
|
|
|
Hintergründe und Links
Evangelische Schulen (Beispiele)
Freie Evangelische Schulen im
Landkreis Hof
Schulen
Denkschriften
-
Gute Schule aus evangelischer Sicht - Impulse für das Leben, Lehren
und Lernen in der Schule
(EKD-Text 127, April 2016)
-
Schulen in evangelischer Trägerschaft
- Eine Handreichung Selbstverständnis,
Leistungsfähigkeit und Perspektiven. Im Auftrag des Rates der EKD, 2008
-
Religion in der Grundschule - Eine Stellungnahme
des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland,
2000
-
Maße des Menschlichen - Evangelische Perspektiven
zur Bildung in der Wissens- und Lerngesellschaft,
2003
-
Maße des Menschlichen
- Eine Zusammenfassung
von Dir. Klaus Buhl, RPZ Heilsbronn
(Powerpoint-Präsentation,
nach dem Download auf die Datei Doppelklicken, in Powerpoint auf "Ansicht"
klicken und dann auf Bildschirmpräsentation, F5)
Bildungskonzept der ELKB
|
|
|
|
Hier finden Sie
aktuelle
Nachrichten von der Evangelischen Volksschule.
Regelmäßige Berichte bietet
der
Hospitalbrief ab Dezember 2004
|
|
Tipp:
Zum Download von PDF- Dateien mit rechter Maustaste auf das Link
klicken, dann auf "Ziel speichern unter" . Holen Sie sich zum Lesen den
Adobe Reader.
|