Impressum Heidenreich-Orgel |
Die Geschichte der Heidenreich-Orgel von St. Michaelis Hof |
Die Orgel der Gebrüder Heidenreich in Hof - St. Michaelis ist das
größte erhaltene Instrument der seit 1782 in Hof ansässigen
Orgelbauerfamilie. Bei einem Vergleich mit größeren Silbermann-Orgeln in Reichenbach, Zittau oder Dresden (Sophien- und besonders Hofkirche) zeigt sich eine große Übereinstimmung im Klangaufbau von Haupt- und Oberwerk. Das über die Disposition Gesagte trifft auch sinnentsprechend für die äußere Gestaltung des Heidenreichschen Gehäuses zu. Die Heidenreich haben den zweistöckigen Silbermann-Prospekt einer mittelgroßen Orgel (etwa in Rötha bei Leipzig) lediglich klassizistisch-biedermeierlich verkleidet, wobei sie allerdings in die seitlichen Türme nicht - wie Silbermann - die tiefsten Pfeifen des Hauptwerks stellten, sondern echte »Pedaltürme« errichteten. In der Heidenreichschen Original-Disposition von 1827 findet sich der Vermerk: »Principal Baß 16 Fuß von F bis d' im Gesicht stehend«. Drei Holzregister des Pedals, Untersatz 32', Violonbaß 16' und Posaunenbaß 16' sind auf einer besonderen »Großpedal«-Lade innerhalb des Orgelgehäuses vor der Rückwand untergebracht. An der Heidenreich-Orgel der Michaeliskirche wurden seit ihrer Einweihung 1834 in den Jahren 1868, 1938, 1967 und 1991 Änderungen vorgenommen: Der erste Eingriff erfolgte 1868 durch Orgelbauer Ludwig Weineck aus Bayreuth. Dabei wurde die nach zeitgenössischem Urteil »kreischende, raue Tonfarbe des vollen Werks« beseitigt. Leider gingen einige Heidenreich-Register verloren, und aus den Mixturen wurden die Terzen entfernt. Der zweite Eingriff geschah 1938 durch die Firma Steinmeyer, Öttingen. Er stand unter dem Einfluss der »Orgelbewegung«, die das obertönige Klangideal des Barock propagierte. Wieder fielen dieser »Restaurierung« einige Heidenreich-Stimmen zum Opfer. Von 34 Originalregistern verblieben 23.
Der dritte Eingriff im Jahre 1967 durch die Firma Schmid,
Kaufbeuren diente der Restauration, Erweiterung und Rekonstruktion
der Heidenreich-Orgel von 1834. Jetzt wurden nach der
Original-Disposition Stimmen ergänzt, die von den Heidenreich aus
Sparsamkeitsgründen nicht gebaut werden konnten. Eine Erweiterung
des Werks erfolgte in zweifacher Hinsicht: Im Untergeschoss der
Pedaltürme wurden weitere Pedalstimmen auf einer »Kleinpedal«-Lade
hinter neu geschaffenen, dem Stil des Gehäuses angepassten,
Gittertüren untergebracht. Auf der oberen Etage hinter dem Oberwerk
wurde, im Prospekt nicht sichtbar, das Schwellwerk neu eingebaut.
Dieses wird von einem dritten Manual aus gespielt, dessen
Spieltraktur mechanisch ist, während die Registrierung elektrisch
wirkt. Insgesamt wurde mit der klanglichen Umgestaltung und
Erweiterung 1967 ein optimales Ergebnis erreicht. Lediglich das neu
hinzugebaute Schwellwerk war nach damaligem modischen Geschmack, im
Gegensatz zum dunkel timbrierten Heidenreich-Werk, sehr obertönig
konzipiert.
Der vierte Eingriff, 1991 wieder vorgenommen durch die Firma Schmid, Kaufbeuren, suchte im Schwellwerk bei einigen Registern durch Umstellen vorhandener Pfeifen und deren Neuintonation eine Angleichung an das grundtönige Heidenreich'sche Klangbild zu erreichen. Außerdem wurde im Oberwerk das Krummhorn 8' aus den dreißiger Jahren gegen ein mehr klangtypisches gleicher Bauart ausgetauscht. Aus Kostengründen konnte mit der klanglichen Umgestaltung des Schwellwerks nur ein Kompromiss erzielt werden. Im Jahr 2006 wurde die Heidenreichorgel grundlegend renoviert und am 5. Februar 2007 durch Regionalbischof Wilfried Beyhl, Bayreuth wieder eingeweiht. Lesen Sie mehr ... |
Literatur zur Heidenreich-Orgel Egert Pöhlmann: Die Orgel der Gebrüder Heidenreich in Hof - St. Michaelis und einige kleinere Instrumente der Orgelbauerfamilie, 1967 Selbstverlag der St. Michaeliskantorei Hof Hans Hofner: Der ostfränkische Orgelbau, 1972 Sonderdruck aus dem Archiv für Geschichte von Oberfranken |