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"Opfert ein liebender Gott seinen Sohn? - Zur Deutung des Kreuzestodes Jesu" |
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Der Film von Mel Gibson (Regie) über "Die Passion Christi" (2004) deutet das Leiden des Jesus von Nazareth als stellvertretendes Blut- und Sühneopfer. Ein über die Sünde der Menschen zürnender Gott, richtet stellvertretend seinen eigenen Sohn. Diese Deutung, die erstmals Anselm von Canterbury im 12. Jahrhundert pointiert vertrat, ist auch aus biblischen und theologischen Gründen zu kritisieren - ohne den Gedanken des Opfertodes im Sinne der Lebenshingabe aus Liebe aufzugeben. Wir sagen Ihnen warum. |
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Die Gewalt beherrscht alles -
"Die Passion Christi" in deutschen Kinos "Jesus,
Jack und Rose"/ Von Johannes Taig |
Zur Deutung
des Kreuzestodes Jesu
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Zur Frage der Passions-Theologie
heute Auslöser meiner Untersuchung zum Verständnis der Kreuzes
Christi war das entschiedene Empfinden des Ungenügens der überkommenen Sühnopfer-Theologie.
Die dieser Theologie zugrunde liegende Vorstellung eines blutigen Opfers
zur Versöhnung Gottes mit dem Menschen sowie die Bildrede von Christus als
Opferlamm Gottes entstammen einer archaischen Vorstellungswelt und einer
Denkweise, die nur im Stande völliger Regression einfach übernehmbar ist.
Was ist das für ein Gott, der gesetzlichen Handlungszwängen unterliegt und
eines Menschenopfers bedarf, um gegenüber seinen Geschöpfen Gnade walten
lassen zu können? Welch passives Menschenbild vermittelt die Vorstellung
von einem durch Gott selbst inszenierten Opfervollzug! Das in der Bibel
abgebildete Beziehungsdrama Gott-Mensch lässt sich nur unter Verlust nachvollziehbarer
Lebendigkeit auf den Leisten der Sühnopfertheologie schlagen. In der Passionsgeschichte
Jesu nur ein Geschehen dem Sünder zugute zu sehen, heißt, den lebendigen
Sünder in Aktion auszublenden und das Selbstverständnis des Menschen als
Sünder von der Annahme einer Lehraussage abhängig zu machen. Dass dies nicht
sein muss, wird in dem Augenblick deutlich, in dem die biblischen Texte
selbst sprechen und Sünde konsequent als Beziehungsphänomen begriffen wird.
Lesen Sie hier den gesamten
Aufsatz von Hermann Eberhardt |
"Zum
ersten: Nach dem, was Jesus von Gott-Vater etwa mit dem Gleichnis vom "Verlorenen
Sohn" (Lk 15,11ff.) vermittelt, habe ich ein anderes Gottesbild als das
eines in Rechts- bzw. Strafzwängen Verfangenen, der unbedingt ein "Sühnopfer"
braucht. "Das Kreuz ist nicht Fluch-, sondern Heilszeichen der Christen! Das allerdings erschließt sich freilich erst in der Wahrnehmung des ganzen Weges, den Jesus Christus den Menschen zugute gegangen ist und dessen zentrale Stationen (Geburt, Kreuz und Auferweckung) sich gegenseitig interpretieren. ... Der christliche Glaube ist entgegen verbreiteter Praxis keine gottgläubige und allgemein versöhnungsselige Gefühligkeit, die offenbar leicht in ihr Gegenteil, eine mehr oder minder dumpf empfundene Feindseligkeit umschlagen kann ...
Der christliche Glaube ist ein
Glaube, der weiß und versteht, woran er glaubt und der den Christen zur
auch theologisch verantworteten Rechenschaft über seine zentralen Symbole
befähigt (vgl. 1.Petrus 3,15)." "Es hängt mit Jesu Todesschrei zusammen, daß der christliche Glaube begründetes Gottvertrauen ist. Der heidnische Hauptmann nannte den so verstorbenen Menschen Gottes Sohn. Das heißt, daß Gott im Ereignis des Todes Jesu, also da, wo die Gottverlassenheit kulminierte, mit diesem Menschen eins geworden ist. Gott hat sich mit Jesus, mit diesem sterblichen Menschen, identifiziert, um so, in der Einheit mit diesem Toten, für alle sterblichen Menschen da zu sein. Am Kreuz Jesu ereignet sich deshalb das Heil der Menschheit. Denn das ist Heil: daß Gott für uns da ist. Im gekreuzigten Jesus ist Gott für uns da, und zwar für immer. Deshalb lebt dieser Gekreuzigte, lebt er in einer unvergleichlichen Weise: mit Gott für uns.
Das ist mit »Auferstehung Jesu
von den Toten« gemeint: daß Gott, der das ewige Leben in Person ist, sich
ein für allemal mit dem Gekreuzigten identifiziert hat, um für uns da zu
sein alle Tage bis an der Welt Ende. Da, obwohl man ihn nicht sieht. Aber
er läßt von sich hören - in unseren menschlichen Worten nämlich, die von
Jesus Christus reden. Der christliche Glaube glaubt also an einen menschlichen
Gott. Diesseits und Jenseits, Immanenz und Transzendenz, Zeit und Ewigkeit
sind für ihn keine Alternative. Der Glaube an Gottes Identität mit dem gekreuzigten
Christus bedeutet vielmehr, daß Gott in seiner Göttlichkeit menschlich ist,
daß er in seiner Ferne nah ist und sich uns Menschen zu ewiger Treue verbunden
hat." |
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Opfert ein liebender Gott seinen Sohn? VON WERNER H. RITTER Insgesamt gesehen hat der christliche Glaube damit sehr
wohl mit dem Opfermythos zu tun, aber er ist nicht nur ein Mythos, sondern
ein komplexes Lebensangebot zum Deuten und Bestehen von Welt und unserer
Lebensgeschichten angesichts von durchkreuzenden Lebenserfahrungen und Opfern.
Er verheißt Lebensgewinn und Lebensdienlichkeit »pro nobis«, freilich nicht
im ausschließlich zweckdienlichen oder utilitaristischen Sinn. Christi Opfer
kann dabei in christlicher Religion heute in drei Erscheinungs- oder Ausdrucksformen
(vgl. Gerd Theißen, Die Religion der ersten Christen, 2001, 28ff.) zur Darstellung
kommen: im Mythos, Ritus und Ethos. Im mythisch-metaphorischen
Erinnern und Erzählen des Opfers und entsprechender Lebensdeutung gewinnen
wir neues Leben und neue Lebensqualität, weil wir von Belastendem erlöst
werden können. In den Riten (als Konkretisierungen des Mythos) und
Sakramenten Taufe und Abendmahl als wiederholbaren Mustern können Menschen
den Alltag unterbrechen und die im Opfermythos gemeinte andere Wirklichkeit
darstellen, sinnlich-gestalthaft begehen und damit temporär aus den Belastungen
der Normalwelt aussteigen oder zumindest Distanz dazu bekommen. Im Ethos
schließlich geht es um die Orientierung und Regelung des Verhaltens, das,
wenn es durch die Opfermetaphorik bestimmt ist, das Lebensopfer ebenso umfasst
wie die gegenseitige Hilfe und Hingabe, aber auch – potenziell – das Opfer
des Märtyrers, der Märtyrerin. Lesen sie hier den gesamten Artikel (Deutsches Pfarrerblatt Nr. 3/2004) |
"Liebende
stehen füreinander ein und sind bereit, für den Anderen zu leiden und Opfer
zu bringen, bis hin zum Lebens-Opfer. Dies macht es nötig, einen positiven
Opferbegriff zu gewinnen, und zwar nicht allein aus Rücksicht auf die christliche
Tradition, sondern aus grundsätzlichen anthropologischen Erwägungen heraus.
Gutes Leben ist nämlich auf Dauer ohne den selbstlosen Einsatz für den Anderen,
die Lebens-Hingabe an den Anderen nicht möglich. Wo es im Neuen Testament
im Zusammenhang des Todes Christi um Opfer geht, ist nicht die Tötung und
der Tod Jesu das Entscheidende, sondern das Motiv der Gabe bzw. Dahingabe
Gottes oder Jesu Christi (vgl. Joh.3,16; 15,13)."
"Er musste sterben,
weil die Welt so ist, wie sie ist. Weil das Menschenherz so ist, wie es
ist. Weil die Macht des Bösen so ist, wie sie ist. Er sprach aus der großen
Nähe zu Gott, in der er stand, zu den Menschen. Aber wir Menschen wollen
einen Gott, der uns gar nicht so nah ist. |
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Opfertod Jesu - Exegetische Überlegungen zum Verständnis Von Wolfgang Rülke Seit unserem Studium vor dreißig Jahren stellt sich uns
die Vorstellung, Gott müsse erst das Blut seines lieben Sohnes sehen, bevor
er uns verzeihen könne, zu der Erfahrung quer, die sich durch die gesamte
jesuanische Botschaft zieht, dass Gott der uns liebende
"abba", Papa, ist, der seine Sonne aufgehen
lässt über Böse und Gute und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte (Mt
5,45), dessen Liebe den Sünder zur Umkehr treibt. Lesen Sie den gesamten Artikel (Deutsches Pfarrerblatt Nr. 3/2003) |
"...
dass Gott dieses Opfer annahm, damit es fortan keine weiteren Opfer
mehr gibt ... " |
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Im Blut
ist das Leben! Die Sühnetheologie der christlichen Dogmatiker aus alter
und neuer Zeit wird durch die priesterschriftlichen Opfervorschriften des
Alten Testaments nicht gestützt. Die Vorstellung, die mit dem Wort Sühne
bezeichnet wird und damit auch die Vorstellung der stellvertretenden Übernahme
von Schuld, ist diesen Texten vollkommen fremd. |
"In
der Auseinandersetzung um »Jesu Sühnetod am Kreuz« verläuft
die Front nicht zwischen bibeltreuer und unbiblisch-liberaler Theologie,
sondern die Bibel selber legt
die Vermutung nahe, dass es sich beim theologischen Denkmuster vom
»stellvertretenden Sühnetod« um ein Konstrukt nachbiblischer abendländischer
Theologen handelt. Falls sich das bestätigen sollte, muss sich zeigen, welches
Gewicht das Schriftprinzip (sola scriptura) in unseren reformatorischen
Kirchen noch hat und inwieweit es sich gegen die Tradition durchsetzten
kann." (Michael Rau) |
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Hintergründe und Links
Weitere Artikel zum Film
Predigten zu Passion und Ostern
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"Worauf
es vielmehr ankäme, ist, dass die Theologie und Kirche sich hier ihrer Verantwortung
bewusst werden und das Kreuz Christi so zur Sprache bringen, dass einem
möglichen Missverständnis oder gar Missbrauch des Kreuzes Christi nicht
etwa durch Kreuzesvergessenheit oder Kreuzesfeindschaft begegnet wird, sondern
durch besseres, an der Bibel orientiertes Verstehen."
"Jesus stirbt
unseren Tod, den alltäglichen Tod eines Menschen; er wird in allem den Menschen
gleich. Um diese Aussage geht es in dem „Gekreuzigt, gestorben und begraben“
des apostolischen Glaubensbekenntnisses: Jeder Mensch darf auch in der Tiefe
des Todes der Nähe des barmherzigen Gottes gewiss sein."
Weitere Links zur Passionszeit:
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